Weinwunder Deutschland – TV-Serie mit Stuart Pigott im BR

Unter dem Titel Weinwunder Deutschland zeigte der Bayerische Rundfunk in den letzten 14 Tagen die ersten sechs Teile einer insgesamt erst einmal auf zwölf Folgen angelegten Wein-Dokumentation mit dem Weinjournalisten Stuart Pigott. In der Ankündigung des BR wird der „Engländer im großkarierten“, wie Pigott sich in Anspielung auf seinen extravaganten Kleidungsstil gerne selbst nennt, vom BR gleich mal als „Deutschlands oberster Verkoster von Wein“ vorgestellt. Diese Ankündigung lässt eine TV-Serie nach dem Oberlehrerprinzip erwarten, was allerdings glücklicherweise nicht eintrifft. Der aus London stammende Autor, der seit über 20 Jahren in Deutschland lebt (zuerst in Bernkastel an der Mosel, später in Berlin), fordert seine Zuschauer in den Beiträgen mehrfach auf, nicht irgendwelchen Weinexperten oder Gurus zu vertrauen, sondern nach ihrem eigenen Geschmack zu entscheiden.

Die kurzweiligen Beiträge sind jeweils 30 Minuten lang und zeigen Stuart, der im Beitrag mit allen Winzern bis hin zu Egon Müller per Du ist, als Dauer(Bahn)reisend in Sachen Wein. In jeder Folge besucht er im Durchschnitt drei Weingüter und informiert sich (oder besser die Zuschauer) zum Thema der jeweiligen Folge. Da die Zielgruppe der Sendungen nicht der kleine Kreis der Weinverrückten sondern der durchschnittliche Zuschauer ist, bleibt es bei einer Reihe von Themen nur an der Oberfläche aber das lässt sich in einem solchen Format wohl nicht vermeiden. Die erste Folge (Riesling-Renaissance) gehört zum Besten, was ich seit langem über Wein im Deutschen Fernsehen gesehen habe, die weiteren Folgen sind von unterschiedlicher Qualität.

Besonders die dritte (Guter Wein in rauen Mengen?) und die fünfte Folge (Junge Wilde im Wein) zeigten Schwächen. Beim Thema Massenwein blieben besonders viele Fragen offen, die anschließende Blindverkostung in einem der spannendsten Weinlokale Deutschlands (Weinstein) war leider alles nur nicht blind und die jungen Wilden, sind weder jung noch wild: Philipp Wittmann ist VDP-Vorsitzender in Rheinhessen und gehört mittlerweile zu 15 besten Winzern Deutschlands, ist also extrem erfolgreich aber sicher kein junger Wilder mehr. Auch bei Anthony Hammond von der anschließend besuchten Garage Winery liegt die junge wilde Zeit lange zurück. Das einzige, dass hier noch wild ist, scheinen die Hefen bei der Spontanvergärung zu sein. In dieser Folge lässt Stuart Pigott seine Gastgeber auch seinen ersten eigenen Wein verkosten, einen Müller-Thurgau, von dem es nur 264 Flaschen gibt und den Pigott auf 0,1 ha , die er vom Fränkischen Winzerhof Stahl zu Verfügung gestellt bekam mit einem Ertrag von 19,8 Hektoliter pro Hektar im Herbst 2009 gelesen hat. Der in Rieslingflaschen mit Schrauber gefüllte Wein hat eine für Müller erstaunlich hohe Qualität und wenn ich die Rebsorte nicht vorher gewusst hätte, als ich den Wein im Herbst bei der Tafelrunde des Klitzekleinen Ring vom „Neuwinzer“ gereicht bekam, wäre ich sicher auch nicht darauf gekommen.

Alle bisherigen Folgen können noch kurze Zeit über die Mediathek des Bayerischen Rundfunk angesehen und heruntergeladen werden, aber durch die Vorschriften zur Löschung von Onlinemedien im Rundfunk-Staatsvertrag werden sie wohl in Kürze wieder aus dem Internet verschwinden. Im Frühjahr sollen die ersten sechs Folgen auch auf DVD erscheinen und im Januar 2012 sollen weitere sechs Folgen ausgestrahlt werden. Zur Serie ist auch ein Buch im Tre Torri Verlag erschienen.

Nachtrag: Die DVD ist jetzt erhältlich und wird in einem anderen Beitrag dieses Blogs vorgestellt und hier findet sich ein Beitrag zu zweiten Staffel.

Weinwunder Deutschland – Folge 1 – Die Riesling-Renaissance
(Weingüter: Heymann-Löwenstein, Tesch und Dr. Loosen)

Weinwunder Deutschland – Folge 2 – Die Rotwein-Revolution
(Weingüter: Meyer-Näkel, Thomas Hensel und Gerhard Aldinger)

Weinwunder Deutschland – Folge 3 – Guter Wein in rauhen Mengen?
(Weingüter: Markus Schneider, Fritz Keller, Juliusspital und Winzergemeinschaft Franken (GWF))

Weinwunder Deutschland – Folge 4 – Die Ökowein-Welle
(Weingüter: Ökonomierat Rebholz, Clemens Busch und Dr. Randolf Kauer)

Weinwunder Deutschland – Folge 5 – Junge Wilde im Wein
(Forschungsanstalt Geisenheim, Weingüter Wittmann und Anthony Hammonds Garage Winery)

Weinwunder Deutschland – Folge 6 – Süßwein – ein Herbstmärchen?
(Weingüter: Egon Müller, Joh. Jos. Prüm, Alexander Gysler)

3 Kommentare

4 Pings

  1. Hallo Ralf,
    ich bin mit dir einer Meinung das die erste Sendung (Riesling..) mit die beste war und 2 zeigten Schwächen auf. Aber die letzte Sendung in dere es um Süssweine ging war meines erachtens ebenfalls vergleichbar mit der ersten, a) weil es ebenfalls mehr um Riesling geht und b) weil nun mal Deutsche Süssweine zu den Weltbesten gehören!
    Gruß

  2. Danke für den Tipp! Genau was man an einem verregneten Sonntag braucht! Grüße, Alex

    • Weinnase auf 10. Januar 2011 bei 09:09
    • Antworten

    Tach aber auch !

    So aus meinem Bauch heraus , datt war nitt viel , watt mir gefiel ! Dein sehr dezenter Kommentar sagt ett ja – stellenweise – auch ! Der S.P. ist smart und clever und in fast jedem Keller mal gewesen ! Aber …
    datt “ Deutsche WeinGenußWesen “ , datt hatter nitt ganz begriffen ! Musser ja auch nitt !

    Danke für die Dokumentation und Deine Mühe !

    LG CpS – Weinnase – Man(n) muß nitt alles kennen – auch nitt mögen ! Nur datt so derart behaupten , datt mag ich nun gar nitt mögen , lieber S.P. !

  1. […] Die einzelnen Folgen wurden hier bereits in einem anderen Artikel ausführlicher vorgestellt: http://www.weinkaiser.de/weinwunder-deutschland-tv-serie-mit-stuart-pigott-im-br/ […]

  2. […] der ersten Staffel im letzten Winter und der DVD zur Sendung folgt ab heute die zweite Staffel von Stuart Pigotts Weinwunder Deutschland […]

  3. […] der ersten Staffel im letzten Winter und der DVD zur Sendung folgt ab heute die zweite Staffel von Stuart Pigotts Weinwunder Deutschland […]

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