Auf Initiative eines Bonner Weinfreundes haben wir uns einmal der weißen Rebsorte Verdejo gewidmet. Verdejo soll seine Wurzeln in Afrika haben, ist aber seit dem 11. Jahrhundert nahezu ausschließlich in der kastilischen Hochebene Zentralspaniens, vor allem der Region Rueda beheimatet, wo sie wohl erstmals von den damals neu zugezogenen Mozarabern angepflanzt wurde. Die Weinberge liegen meist in einer Höhe von 700-800 Metern, was für kalte Nächte sorgt (im Sommer regelmäßig Temperaturunterschiede von bis zu 25° zwischen Tag und Nacht) und den Weinen damit eine ordentliche Säurestruktur ermöglicht. Bis in die 1970er Jahre wurden die Weine vor allem oxidativ (sherryartig) ausgebaut. Der Wandel des Stils hin zum frischen, jung zu trinkenden Alltagswein ist vor allem auf den im Rioja beheimateten Weingiganten Marqués de Riscal zurückzuführen, der auf seinem Expansionskurs nach einem Gebiet für weitere Weißweine suchte und mit Hilfe des berühmten bordelaiser Önologen Émile Peynaud auf Verdejo aufmerksam wurde. Noch ein paar Zahlen: Rueda Verdejo muss zu mindestens 85% aus Verdejo bestehen, einfacher Rueda zu mindestens 50%. Der Rest ist üblicherweise Sauvignon Blanc und/oder Macabeo. Der Stoff ist immer trocken mit einem vorgeschriebenen Mindestalkoholgehalt von 11,5%. Vom Jahrgang 2010 wurden allein in der D.O. Rueda auf 9.139 ha 61,3 Millionen Kilo Verdejo geerntet.
Die 2010er Verdejos in der Reihenfolge wie oben abgebildet.
Dos Puntos Blanco 2010
Analivia Verdejo 2010
Gran Cardiel Verdejo 2010
Mantel Blanco Verdejo 2010
Flor del Montego Blanco Verdejo 2010
Blume Verdejo 2010
Quietus Verdejo 2010
Marques de Riscal Blanco Rueda 2010
Menade Verdejo 2010
Jose Pariente Verdejo 2010
Ermita Vera Cruz Verdejo 2010
Quintaluna Verdejo 2010
Naturkork und Schrauber war die Ausnahme bei den zwölf verkosteten Verdejos. Nur je ein Schrauber und ein Naturkorken waren dabei. Acht mal wurde Kunststoff und zweimal Presskork verwendet. Auf dem folgenden Foto des Organisators der Verkostung sind allerdings zusätzlich die Verschlüsse der drei Moselrieslinge zu sehen, die es nach den Verdejos noch gab…
Die 2010er Verejos haben durch die Bank eine geringe Frucht-Aromatik, alle sind trocken, leicht säurebetont (daher frisch wirkend) und je nach Wein irgendwo zwischen herb und bitter. Bei den Weinen mit zugesetztem Sauvignon Blanc war das grüne Geschmacksbild des Sauvignon Blanc trotz Begrenzung auf 15% Anteil deutlicher wahrzunehmen als ein Verdejo Eigengeschmack. Die für Verdejo als typisch geltenden leichten Anis-Noten hatte nur ein einziger Wein. Meine beiden Favoriten waren Flor del Montego Blanco Verdejo 2010 und Quietus Verdejo 2010.
1 Kommentar
Ein toller Blog auf dem ich als Weinliebhaber immer wieder gern vorbeischau!