Wohin man auch schaut, die im Alleinbesitz der Familie Clauß befindlichen Nacker Weinberge sind auf 360° von der Schweiz umgeben. Nur über eine schmale Straße ist das am Ende des Jestetter Zipfel gelegene Nack mit Deutschland verbunden. Das 2003 gegründete Weingut liegt direkt an seinen 9 ha Nacker Weinbergen, im 20 km entfernt gelegenen Erzingen verfügt man über weitere 7 ha. Innerhalb weniger Jahre haben Berthold & Susanne Clauß ihr Weingut auf beachtliche 120.000 Jahresproduktion gebracht.
In Nack gab es zwar schon früher einmal Weinbau, der war aber lange ausgestorben als Berthold Clauß Vater Friedrich Clauß 1980 auf der Suche nach geeigneten Flächen zum Ausbau des eigenen Betriebes (im 200 km entfernten Esslingen am Neckar) erstmals in das deutsche 180-Einwohner-Dorf zwischen Schaffhausen und Zürich kam. Er erkannte das Potenzial der nach Süden ausgerichteten Weinbergslagen am nördlichen Ufer des Hochrheins und machte sich daran, gemeinsam mit seiner Familie einen Zweigbetrieb zu gründen, um sich zu vergrößern. Seine ersten Reben in Nack pflanzte er 1982 auf einer Fläche von 4,5 Hektar. Bis 1987 wurden die Trauben an eine Weinkellerei abgeliefert. Später führte die große Nachfrage nach einheimischen Weinen im „Jestetter Zipfel“ dazu, die Trauben zum Lohnausbau zum Markgrafen von Baden nach Salem zu geben. Nach der Fertigstellung des ab 2003 gebauten neuen Weinguts in Nack war der Jahrgang 2005 der erste selbst vinifizierte.
Aus diesem Weingut kommt der Weinkaiser-Beitrag zur vom Food-Blog Cucina-Casalinga ausgerufenen Weinrallye 49 mit dem Thema Müller-Thurgau. Weinrallye bedeutet, das an einem Tag alle Wein- und Foodblogger aufgerufen sind, Beiträge zum gleichen Oberthema zu veröffentlichen, die dann alle mit einander verlinkt werden. Mehr Infos zum Thema Weinrallye hier bei Mixxt.
Zur Rebsorte: Müller-Thurgau ist die erste von Menschenhand und nicht von der Natur geschaffenen Traubensorte. Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau hat sie 1882 an der Forschungsanstalt Geisenheim gezüchtet und später in der Schweiz weiter kultiviert. Allerdings nicht aus den lange angenommenen Elternreben Riesling und Silvaner (darauf geht auch der Name Rivaner zurück, der gerne als moderner klingendes Synonym für Müller-Thurgau verwendet wird). Durch gentechnischer Untersuchungen seit 1998 weiß man, dass es sich um eine Kreuzung der Sorten Riesling (Mutter) und Madeleine Royale (Vater) handelt.
Der schlechte Ruf der Rebsorte ist neben dem nicht gerade hippen Namen vor allem auf die Wuchskraft des Müller-Thurgau zurückzuführen. Auch in schlechten Lagen mit wenig direkter Sonneneinstrahlung lassen sich hiermit hohe Erträge eines dünnen Weins erzielen. Seit Jahrzehnten ideal für die untersten Regalreihen im Discounter. Mit niedrigeren Erträgen und in besseren Lagen angebaut können sich die Ergebnisse hingegen sehen lassen. Gerade für Weinfreunde, die bei Riesling Magenprobleme durch die hohe Säure bekommen, eignen sich die Müller-Weine, da diese mit intensiver Frucht aber deutlich geringerer Säure daherkommen.
Weingut Clauß Nacker Müller-Thurgau 2010
Der Wein wächst auf sandigem Lehm mit Kiesgestein. Intensive Frucht in der Nase, noch sehr frisch, etwas Hefe- und Gäraromen, wie fast alle ambitionierten Müller-Thurgau auch hier ein Hauch Schwefel, im Mund eine feine Würze und recht erfrischend. Für 6.30 Euro eine gute Empfehlung für den Alltag.
Ebenfalls empfehlenswert ist der Weinevent Nackerwerke, der vom Weingut Clauß jedes Jahr im Mai gemeinsam mit der Klangscheune und dem Gasthof Zum Kranz veranstaltet wird (die zum hochmodernen Musikstudio ausgebaute und spektakulär aussehende Klangscheune ist auch für sich einmal einen Konzert-Besuch wert).
Weingut Berthold und Susanne Clauß
Obere Dorfstraße 39
79807 Lottstetten- Nack
www.weingutclauss.de
Nachtrag:
Eine Zusammenfassung aller Beiträge zu Weinrallye 49 mit Links zu den einzelnen Beiträgen findet sich hier bei Cucina-Casalinga.
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