Mitte August bekam ich eine Email:
Liebe Port-Freunde,
dieses Jahr zur Erntezeit wird ein einzigartiges Projekt in Portugal realisiert: The Port Project: O-PORT-UNIDADE. Wer vor Ort ist, meldet sich bitte.
Viele Grüße
Axel Probst
Das klang zwar spannend, nur leider liegt die Portwein-Region in der Mitte des Douro-Tals von Bonn aus gesehen sogar für mich ein wenig zu weit entfernt, um an einem Sonntag Abend im Herbst mal für ein paar Stunden vorbeizuschauen. Also geriet dieser Event schnell wieder in Vergessenheit. Einige Wochen später kam dann allerdings auch noch die Einladung zu einer Presse-Rundreise durch die Vinho-Verde-Region rund um Porto. Es stellt sich heraus, dass diese Rundreise genau einen Tag nach dem Port-Projekt starten sollte und ich schon am Sonntags Nachmittag anreisen müsste, da Montag früh kein Flugzeug mehr aus dem Rheinland verfügbar war. Nun war ich also keine 1500 km mehr von der Veranstaltung entfernt, sondern nur noch zwei Autostunden. Schlaf wird eh überbewertet, also ab in einen Mietwagen und Vollgas durch die Serpentinen des wohl schönsten aller europäischen Wein-Flüsse.
Wer ist dieser Axel Probst, dass ich auf Grund einer so knappen Email sofort diesen anstrengenden Tripp auf mich genommen habe? Der ehemalige Militärpilot hat sich seit seinem Ausscheiden aus der Armee zum deutschen Portwein-Papst entwickelt. Alles Wesentliche, was die letzten Jahren in Sachen Portwein in Deutschland passierte, ist auf Initiativen von Probst zurückzuführen. Er gibt die Seminare fürs Portwein-Institut auf der Prowein, ist selbst Veranstalter der einzig wirklich relevanten Portweinmesse in Deutschland, zu der alle wichtigen Häuser regelmäßig nach Leverkusen kommen (die nächste findet am 07.02.2014 statt, hier werden fast alle Vintage Port des Jahrgangs 2011 erstmals in Deutschland präsentiert), schreibt die Portwein-Beiträge für diverse Weinmedien und arbeitet gerade an seinem ersten Portweinbuch, das im nächsten Jahr in Gerhard Eichelmanns Mondo Verlag erscheinen wird. Ich war zweimal zuvor seinen Einladungen gefolgt. Das eine war eine sensationelle Verkostung von Colheitas (im Fass gereifte Portweine) aus den dreißiger und vierziger Jahren und der andere Termin endete mit einem betreuten Trinken auf Weltklassenniveau mit dem Chefoenologen von Taylors und anderen Portweingrößen. Wenn Probst einlädt, hat man besser Zeit….
Ort des Geschehens war Niepoorts Portwein-Basis in Vale de Mendiz. Dirk Niepoort hat das ehemalige Museum von Vale Mendiz 2003 gekauft und in ein Weinbereitung-Zentrum speziell für seine Portweine umgewandelt.
Vale de Mendiz liegt einerseits am gefühlt am Ende der Welt. Ein Seitental des Douro auf Höhe von Pinhão, gut eine sportlich gefahrene Autostunde Serpentinen entfernt von der Autobahn Richtung Porto. Andererseits liegen hier diverse berühmte Portweinhäuser um die Ecke. Die Quinta de Noval beispielsweise nur einen Steinwurf entfernt in Sichtweite. Dieser abgelegene Ort ist der Nabel der Portwein-Welt.
An diesem Abend fiel der Startschuss für ein ehrgeiziges Projekt: erstmalig wird es einen Portwein geben, der mit Trauben aus den besten Lagen des gesamten Dourotals produziert wird. Die teilnehmenden Produzenten spenden nicht nur jeweils 750kg Trauben (ergibt 550 Liter Wein, genau eine Pipa, das traditionelle Holzfass am Douro) aus ihren Top-Lagen sondern schickten auch ihren VIP ins Lagar (das sind die in diesem Posting mehrfach abgebildeten größen Beton-Tröge), um die Trauben zu treten. Der Gesamte Gewinn aus diesem Projekt wird der Wohltätigkeitsorganisation Bagos d’Ouro gespendet. Bagos d’Ouro kümmert sich um vernachlässigte Kinder und Jugendliche in der Douro-Region.
Angefangen hat alles mit einer Foto-Idee. Probst wollte für sein Buch die bekannten Gesichter der Region zum Traubentreten ins Lagar bekommen. Zwei Jahre, etliche hundert Emails und viele Gespräche später ist daraus ein komplettes Port-Projekt entstanden. „Besonders begeistert und motiviert war ich durch die Unterstützung der Port-Produzenten und Institutionen, allen voran Dirk Niepoort, dem Portweininstitut und der Stadt Porto“ sagt Probst.
Ein speziell geschaffenes Önologen-Team mit Nick Delaforce (Niepoort), Ana Rosas (Ramos Pinto), Antonio Agrellos (Quinta do Noval), Jorge Alves (Quinta Nova, Quinta do Tedo), Jorge Morreira (Real Companhia Velha, Quinta de la Rosa), Francisco „Xito“ Olazabal (Quinta do Vale Meao), Luis Sottomayor (Sogrape), Charles Symington (Symington Family Estates) and Alvaro van Zeller (Andresen, Barao de Vilar) wird sich nun um den Port kümmern. „Das war für das Jahr 2013 der perfekte Zeitpunkt für diese Aktion. Die Trauben waren hervorragend“ sagt Antonio Agrellos von der Quinta do Noval.
Ziel des Projektes ist die Herstellung eines Vintage Ports, der höchsten Klassifizierung im Portweinbereich.
Dieser soll dann nach der Qualitätskontrolle und Genehmigung durch das Portweininstitutes im Jahr 2015 in 5.000 0,75L Flaschen sowie Großformaten abgefüllt werden.
Weitere Informationen zum Projekt auf O-Port-Unidade.com
Das who-is-who der Portweinszene legt selbst Fuß an im Lagar: Dirk Niepoort (Niepoort), Antonio Agrellos (Quinta do Noval), Antonio Saraiva (Rozes), Jorge Dias (Porto Cruz), George Sandeman (Sandeman), Charles und Martin Symington (Symington), Francisco Ferreira (Quinta do Vallado), Miguel Roquette (Quinta do Crasto), Oscar Quevedo (Quevedo), Manuel Cabral (Präsident des Portweininstitut IVDP), Carlos Flores (Andresen), Tiago Alves de Sousa (Alves de Sousa), Jorge Manuel Pintao (Pocas), Joao Roseira (Quinta do Infantado), Joao Nicolau de Almeida (Ramos Pinto), Paulo Coutinho (Quinta do Portal), Pedro Sa (Vallegre), Jorge Borges (Pintas), Sophia Bergqvist (Quinta de la Rosa), Pedro Silva Reis (Real Companhia Velha), Antonio Amorim (Quinta Nova), Luisa Olazabal (Quinta do Vale Meao) und Luis Sottomayor (Ferreira).
Einige weitere Fotos von diesem Abend findet ihr hier auf der Weinkaiser-Facebookseite.