Heymann-Löwenstein Winninger Uhlen Riesling Auslese Goldkapsel 1997

Heymann-Löwenstein Winninger Uhlen Riesling Auslese Goldkapsel 1997
Auf diesen Wein hatte ich eine gewisse Vorfreude. Eine 1995er Uhlen Auslese (1/1 Flasche ohne Goldkapsel) von Reinhard Löwenstein, im Sommer 2007 getrunken, zählt zu den besten gereiften Rieslingen, die ich je im Glas hatte. Dazu kommen die guten Erfahrungen, die ich in den letzten Jahren mit einer Reihe von trockenen 97er dieses Weinguts gemacht habe. Um das Jahr 2001 herum konnte ich gemeinsam mit Freunden die kompletten Restbestände der Heymann-Löwenstein-Weine einer in Abwicklung befindlichen Kölner Weinhandlung erwerben. Einzelflaschen aus fast allen Jahrgängen der 90er sowie ein paar Kisten 1998er Goldkapselauslesen und Eisweine. Ein Teil dieser Weine stand übrigens bei der Heymann-Löwenstein-Verkostung des Kölner Weinforums im April 2006 auf dem Tisch. Die 1997er Goldkapselauslese kannte ich bisher nicht und habe sie (und ein Zweitfläschchen) erst kürzlich aus dem Privatkeller eines befreundeten Weinhändlers erworben.

Die heutige Flasche hatte aber auch einen gewissen Startnachteil. Sie durfte mit mir an dem Tag, an dem sie getrunken wurde, gut 300 km durch NRW und Rheinland-Pfalz reisen, bis sie dann in der tiefsten rheinhessischen Pampa ihrer Bestimmung zugeführt wurde. Mit einem reifen Rotwein hatte ich das nie getan, um das bitter schmeckende Depot vom Flaschenboden nicht aufzuwirbeln. Das war hier nicht zu befürchten, höchstens ein paar Weinsteinkristalle, die aber durch ihr (im Vergleich zum Wein) hohes Gewicht sicher schnell wieder auf den Flaschenboden sinken würden. Soweit der Plan. Der üppig vorhandene Weinstein war (zumindest nach der Reise) nicht zu wenigen recht großen Kristallen verbunden, sondern zu tausenden mikroskopisch feinen Sahara-Sand-artigen Partikeln zerfallen, die sich wie Nebel oder ein Sandsturm durch den Wein zogen und lange Zeit nicht die geringsten Anstalten machten, sich auf den Flaschen- oder Glasboden zu begeben.

Goldgelb, in der Nase eine leichte Botrytisnote, ein Hauch feiner Aprikosenfrucht (feinere aber deutlich weniger Frucht als die 1998er Uhlen Auslese, andererseits aber auch weniger Firnenoten als das ein Jahr jüngere Pendant) und schöne saubere Reifetöne. Im Mund eine feine Würze (nicht so wuchtig wie bei manchen trockenen Weinen aus diesem Hause), sehr mineralisch, noch mittlere Restsüße, gut eingebundener und daher mild wirkender Säurestruktur. Ein insgesamt sehr harmonischer Wein, der an der Luft über mehrere Stunden weiter zulegte. 92P

Mehr über die Weinbergslage Winninger Uhlen (incl. Lagenkarten) im Blogbeitrag zu einer Verkostung mit Uhlen-Rieslingen von 1996 bis 2007.

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