Einmal im Monat sind alle Wein- und Foodblogs aufgerufen, sich einen Tag lang einem vorher festgelegten Thema zu widmen. Heute ist ein solcher Tag und das Thema der Weinrallye, wie sich dieser Onlineevent nennt, der heute zum 59. mal stattfindet, lautet exotische Weine. Der Aufruf zur Weinrallye #59 kam vom österreichischen Sommelier Peter Ladinig. Bleibt die Frage, welche Weine oder Weinregionen heute überhaupt noch exotisch sind. Übersee-Weine aus Südafrika, Australien, Neuseeland und Chile gehören heute zum Alltag und sind aus keinem Supermarkt mehr wegzudenken. Auf dem deutschen Markt zwar noch exotisch aber mit 560.000 ha Rebfläche nach Spanien (1.032.000 ha), Frankreich (806.000 ha) und Italien (776.000 ha) mittlerweile viertgrößte Weinbaunation der Welt ist China.
Noch seltener als chinesische Weine, die hierzulande zumindest in China-Restaurants immer häufiger werden, findet man brasilianische Weine auf dem deutschen Markt. Daher habe ich mich für einen Wein von dort entschieden. In kaum einem anderen Land hat sich in den letzten 15 Jahren in Sachen Weinbau so viel getan wie hier. Heute wird in Brasilien auf 92.000 ha Weinbau betrieben. Damit liegt das südamerikanische Land nur knapp hinter Deutschland, wo 102.000 ha Rebfläche im Ertrag stehen. Brasilien hat aber nicht nur quantitativ aufgeschlossen, die Qualität der Weine hat inzwischen internationales Niveau erreicht.
Erste Gehversuche in Sachen Weinbau gab es in Brasilien zwar schon im 16. und 17. Jahrhundert, die Grundlagen der heutigen Erfolge wurden aber erst rund 200 Jahre später gelegt. Ende des 19. Jahrhunderts ließen sich italienische Einwanderer in den kühleren Regionen im äußersten Süden Brasiliens nieder und pflanzen dort die ersten Weinberge. Die nötige Kompetenz und auch die ersten Rebsorten brachten sie aus Italien mit. Bis zum beginn des Qualitätsweinbaus vergingen aber noch einmal einige Jahrzehnte. In den 70er Jahren begannen die ersten Betriebe, sich um hochwertiges Lesegut zu bemühen. Nach einer Reihe weiterer Zwischenschritte begann erst Mitte der 90er Jahren die Zeit der Gutsabfüllungen von Flaschenweinen. Von diesem Zeitpunkt an ging es rasant aufwärts. Millionensummen wurden in moderne Kellertechnik investiert und internationale Spitzenönologen wie der aus dem Bordeaux bekannte Flying Winemaker Michel Rolland wurden als Berater engagiert. International wettbewerbsfähig, auch in Sachen Preis/Leistung sind vor allem die brasilianischen Schaumweine. Hier gibt es mittlerweile ein breites Angebot zu fairen Preisen. Die besten Rotweine des Landes sind leider im Heimatmarkt mittlerweile so gefragt, dass für sie recht hohe Summen aufgerufen werden, wenn es doch einmal ein paar von ihnen nach Europa schaffen.
Wie man auf der Karte gut sehen kann, ist fast ausschließlich der südliche Zipfel Brasiliens bis dicht an die Grenze zu Uruguay für den Weinanbau von Relevanz. Die Serra Gaúcha im Bundesland Rio Grande do Sul ist das größte und wichtigste Weinbaugebiet Brasiliens. Von hier kommt auch der heute vorgestellte Chardonnay von Basso. Die beiden bedeutendsten Regionen der Serra Gaúcha sind Vale dos Vinhedos (das „Tal der Weinberge“, seit 2001 Brasiliens erste zertifizierte Herkunftsregion) und Pinto Bandeira (v.a. für Schaumweine bekannt). Die Rebflächen liegen in Höhen von 450 bis 750 Metern. Die hier heimischen 630 Weingüter produzieren ca. 90% der hochwertigen Weine Brasiliens. Die wichtigsten weißen Rebsorten in Serra Gaúcha sind Chardonnay, Moscato Bianco, Riesling Italico, Malvasia, Semillion, Glera, Flora und Gewürztraminer. Bei den Roten sind es Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Tannat, Ancellotta, Pinot Noir, Carmenére, Pinotage und Gamay.
Richtig exotisch ist die kleine Weinbauregion Vale do São Francisco, die am 8. Breitengrad liegt (rund 6.000 km nördlich der anderen brasilianischen Weinregionen) und damit das äquatornächste Weinbaugebiet der Welt ist. Weinbau wird hier in Höhen von 100-400 Metern betrieben. Trotzdem herrscht ein heißes und feuchtes Klima und die Durchschnittstemperaturen liegen das ganze Jahr über bei 20°C (Winter) bis 31°C (Sommer). Dadurch sind hier zwei Weinlesen im Jahr möglich. Der Vegetationszyklus dauert nur 120-130 Tage.
Basso Monte Paschoal Chardonnay Dedicato 2012
Für diesen Wein gibt es noch keinen Importeur in Deutschland, vor Ort wird er für umgerechnet ca. 25 Euro verkauft. Er stammt von den mit 750 Metern höchstgelegenen Teilen der Serra Gaúcha, wo die Reben auf lehmigen Böden wachsen. Der Produzent gibt an, dass die Trauben handgelesen werden, der Most in Edelstahltanks vergoren und der Wein anschließend für sechs Monate in Fässern aus französischer und amerikanischer Eiche ausgebaut wird. Die anschließend noch aufgelistete Flaschenreife kann in diesem Fall nicht allzu lange gedauert haben, denn seit der Lese des Jahrgangs 2012 auf der Südhalbkugel sind gerade einmal rund 10 Monate vergangen.
Helles goldgelb, in der Nase sowohl der elegante Holzeinsatz als auch die opulenten Fruchtaromen gut wahrnehmbar, leichte Vanillenoten, weiße Schokolade, frische Butter, überhaupt sehr cremig und trotz nur 1,4 Gramm Restzucker hat man immer das Gefühl einer angenehmen leichten Süße. Da er auch die nötige Säure mitbringt wird es trotzdem nicht zu sättigend oder langweilig. Der Alc. (12,7 % Vol.) ist wunderbar eingebunden und für die Qualität des Weins spricht außerdem, dass der Geschmack im Abgang sehr lange anhält. 89+P
Das gleiche Paket mit hochwertigen brasilianischen Weinen, das Weine aus Brasilien mir sowie einigen anderen Bloggern und Weinjournalisten letzte Woche zu Verfügung gestellt hat, wird übrigens gerade auch auf der neuen Facebookseite von Weine aus Brasilien verlost.
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Hallo , Herr Kaiser !
Wie ich`s sehe , haste BEAZIL als Weinland gut in Deinem Blogger-Club erkannt ! Seit 2007/8 macht sich hier – leider unbeachtet von der deutschen Weinscene – viel mehr als manch einer hat erachtet ! MIOLO war hieroft der “ Vorreiter “ bei den Gaucho`s in der Sierra des südl. Bundesstaates > Ron Grande Uruguay tut sich aber auch was neues vom Stil und auf “ weltbestem Terroir “ , wie ich`s als damiger Nachbar dort , bestätigen kann ! Am Äquator , da sind zwar bis zu drei Lesen pro Jahr möglich , aber … mir fehlte da noch die “ Bestätigung “ der Wein-Qualität ! LG CpS Weinnase – ; Bom dia , my Companero ! :-> !!
[…] Beim Beitrag von Ralf Kaiser alias Weinkaiser tanzen wir heißen Zungen-Samba. Nein, nicht was jetzt die Mehrheit denkt. Der Beitrag kommt ohne FSK aus. Ralf nimmt uns mit nach Brasilien, und zeigt uns, dass man da nicht nur schöne Frauen findet, sondern auch spannende Weine. […]