Unaufgefordert Weinpakete zur Verkostung in der Post zu haben, ist für Weinjournalisten nichts Ungewöhnliches. Dieses war anders. Neben Großen Gewächsen aus dem Gräfenberg lagen zwei Päckchen Skatkarten im hellblauen Weil-Gewand im Karton. Der Tenor des beigefügten Briefs von Wilhelm Weil klang ein wenig nach Beckenbauer:
Gehts raus und spielts Skat.
Genauer: Wir sollten an spannenden Orten der Weinwelt mit bekannten Nasen des Planet Wein ein paar Gläser Gräfenberg GG beim Skat genießen und ein Foto davon an zu ihm zurückschicken. Das war Anfang Herbst 2014.
Die Idee zu den Skatkarten im Design der Weil-Etiketten hatte vor etwa drei Jahren Jochen Becker-Köhn, von Kennern des berühmten Rheingauer Riesling-Châteaus gerne mit einem Augenzwinkern „die rechte und die linke Hand von Wilhelm Weil“ genannt. Seit Becker-Köhn 1998 von Weil nach Kiedrich geholt wurde, hat er viel zum Aufstieg des Betriebs zu einer der wenigen deutschen Wein-Ikonen beigetragen und ist als Verkaufsleiter und stellvertretender Gutsdirektor klar die wichtigste Stütze des Patrons.
Letzte Woche wurde er 60 Jahre alt. Idealer Zeitpunkt eine zünftige Geburtstags-Überraschung. Eine Handvoll der Bilder mit Weil-Skatblättern sind zwar im letzten Jahr auch bei Facebook aufgetaucht aber die großangelegte Aktion, zu der mehrere hundert Persönlichkeiten der nationalen und internationalen Weinwelt persönlich eingeladen und um vorübergehendes Stillschweigen gebeten wurden, blieb tatsächlich geheim. Mit einer Auwahl der eingesandten Bilder ließ Wilhelm Weil ein mehr als 200-seitiges Fotobuch zusammenstellen. Allerdings nicht nur ein Exemplar als Geschenk für JBK oder 200 für die Einsender der Bilder sondern eines für alle, die auf einem der Fotos zu erkennen sind, also sicher an die tausend Exemplare für all die Winzerkollegen, Händler, Köche, Sommeliers und Journalisten die mitgemacht haben.
Mein Beitrag zu der Aktion ist das Titelbild dieses Beitrags, beim Skat mit Spaniens Winzerlegende Alejandro Fernández in der Enotheka des Pesquera Hotel in Peñafiel (Ribera del Duero). Der 83-jährige Alejandro Fernández, Gründer und Kopf von (Tinto Pesquera), einem der allerbesten Weingüter Spaniens, spricht zwar weder deutsch noch englisch, ist aber (im Zweifel mit Händen und Füßen) seit Langem ein Freund des Weinguts Robert Weil. Bei einer Raritätenverkostung in Kiedrich habe ich ihn auch erstmals getroffen, als renommierte Weinjournalisten und andere bekannte Gastwinzer mich um gemeinsame Fotos mit ihm gebeten haben.
Ein paar solcher Fotos hatte ich bei meinem Besuch auf Pesquera im Gepäck, so dass das Eis schnell gebrochen war. Die beiden „Skatfreundinnen“ (O-Ton im Buch) im Bild sind die Sommelière des Pesquera Hotels (neben mir) und eine Mitarbeiterin der D.O. Ribera del Duero, die uns den ganzen Abend mit sehr viel Charme als Übersetzerin unterstützte (links).
Je eine Auswahl weiterer Skatfotos findet sich auf der Webseite des Weinguts Robert Weil und in diesem Facebookposting.