Traditionsweingut Koehler-Ruprecht verlässt VDP

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Das bekannte Weingut Koehler-Ruprecht aus Kallstadt (Pfalz) ist seit 1926 Mitglied im Verband der Prädikatsweingüter (anfangs im Verein der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz, dem Vorläufer des VDP Pfalz). Diese Woche hat CEO Dominik Sona seinen Austritt aus dem VDP zum Jahresende bekanntgegeben.

In jedem Jahr verlassen zwei-drei Betriebe den Verband, meist hat das mit sinkender Weinqualität zu tun. Im Fall Koehler-Ruprecht allerdings hat es nicht im geringesten mit der Weinqualität zu tun und war für Insider trotzdem schon eine ganze Weile erwartbar. Ernst wurde es mit dem im Sommer 2012 in Neustadt gefassten Beschluss des VDP, künftig alle trockenen Lagenweine nur noch als Qualitätswein (und damit ohne Prädikatsangabe) zu bezeichnen. Anfänglich wurde die Tragweite dieser Entscheidung von vielen Beteiligten und Kommentatoren unterschätzt, da der Verband unzählige Ausnahmeregelungen genehmigte oder duldete. Damit soll nun jetzt Schluss sein. Am 03. Juli dieses Jahres hat der VDP auf seiner Bundesmitgliederversammlung im Hattenheimer Weingut Balthasar Ress beschlossen, die Vielzahl der bisher geduldeten Ausnahmeregelungen auslaufen zu lassen. Diese Entscheidung fiel einstimmig, man muss dabei allerdings berücksichtigen, dass auf den Bundesmitgliederversammlungen der Prädikatsweingüter nicht jeder einzelne Mitgliedswinzer stimmberechtigt ist, sondern die Regionalverbände jeweils eine Stimme für fünf Mitglieder haben. Die klare Mehrheit hat sich für diesen Weg entschieden, einer kleinen Anzahl von Mitgliedsbetrieben unterschiedlicher Regionen bereitet sie allerdings echte Probleme.

So auch dem Nahe-Weingut Tesch, das schon zu Jahresbeginn keinen Sinn darin sah, seine erfolgreiche und über viele Jahre aufgebaute eigene Klassifikation mit unterschiedlichen Kabselfarben für unterschiedliche Lagennamen aufzugeben und auch die Konsequenzen zog. Bei VDP Mitgliedsbetrieben dürfen trockene Weine künftig nur noch mit Lagennamen gekennzeichnet sein, wenn es sich um Große Gewächse oder Erste Gewächse handelt (auch Erste Gewächse sind laut VDP-Mitgliedsstatuten nur noch in einem Teil der Regionen zulässig).

Grundsätzlich halte ich die vom VDP angestrebte Vereinfachung des Bezeichnungsrechts für absolut sinnvoll, da schon in Deutschland nur ein sehr kleiner Teil der Weininteressierten (im Ausland schlicht niemand) die Vielzahl der aktuellen Bezeichnungen auf den deutschen Weinetiketten richtig versteht. Für einen Betrieb wie Koehler-Ruprecht allerdings, dessen trockene Spätlesen und Auslesen mit den Zusätzen R und RR seit mehr als 20 Jahren zu den wenigen auch international bekannten und gesuchten Ikonen des deutschen Weinbaus zählen, wäre es schlicht schwachsinnig, diese etablierte und wertvolle Marke aufzugeben, künftig alle Rs und RRs von den Etiketten wegzulassen und fortan nur noch ein GG und einen trocken Ortswein zu füllen. Sowohl das Weingut (das künftig auf einige Vermarktungskanäle verzichten muss) als auch der Verband (der ein langjähriges und sehr renomiertes Mitglied verliert) bedauern die Entscheidung, nachvollziehen kann sie allerdings nahezu jeder.

VDP-Präsident Steffen Christmann: „Klar ist es schade wenn jemand den Weg nicht weiter mit gehen will. Gerade auch wenn man im Gespräch ist. Aber letztlich beruht eine so große Gruppe immer auf dem Kompromiss und der Bereitschaft seine eigenen Ziele einzuordnen.“

Werden weitere Austritte folgen? So extrem wie bei Koehler-Ruprecht, die in guten Jahren auf fünf-sechs bekannte Spitzenweine verzichten hätten müssen, stellt sich die Situation selten dar. Oft geht es nur um einen lange etablierten Wein, für den eine neue Lösung gefunden werden muss (z.B. Künstlers bisherige trockene Goldkapselauslese), die Frage des Lagenverbrauchs und den Angabe von Lagennamen ausschließlich auf GGs und EGs bereitet aktuell hingegen noch diversen Mitgliedswinzern starke Bauchschmerzen, gerade den Betrieben, die sehr große Flächen in Spitzenlagen besitzen.

Pressemitteilung des Weinguts Koehler-Ruprecht:

Als langjähriges Mitglied im „Verein der Naturweinversteigerer der Rheinpfalz“ gehört das Weingut Koehler-Ruprecht seit 1926 dem heutigen VDP an. Eine Tradition, die alle Beteiligten mit Stolz erfüllt.

Diese Ära endet nun. Das Weingut verlässt die Reihen des VDP zum 31.12.2014. Geschäftsführer Dominik Sona und die Besitzerfamilie Sauvage bedauern es sehr, diesen Schritt gehen zu müssen.

Der Austritt des Weinguts steht am Ende einer langen Entwicklung, zu dessen Beginn 1997 eine gemeinsame „Erklärung zur Lage“ mehrerer Weingüter, darunter auch Koehler-Ruprecht, stand. Darin wurden Kriterien für die Erzeugung hochwertiger trockener Rieslinge aus besten Lagen festgelegt.

Der Grund unseres Austritts beruht im Wesentlichen auf der Übereinkunft der Kollegen, dass künftig alle trockenen Weine nur noch als Qualitätswein bezeichnet werden sollten und damit angereichert werden dürfen. Koehler-Ruprecht hingegen produziert aus Überzeugung Prädikatsweine, die in der ursprünglichen Tradition der Naturweinversteigerer stehen. Nicht angereicherte Moste sind für uns die Voraussetzung für authentische Weine, die ihren Jahrgang widerspiegeln.

Weiterhin sieht die neue VDP-Klassifikation mit dem Lagenverbrauch vor, dass aus einer „VDP.GROSSE LAGE“ – und als diese ist unsere wichtigste Lage Kallstadter Saumagen klassifiziert – nurmehr ein trockener Rieslingwein erzeugt weerden darf. Eine Einschränkung, die unserer Philosophie diametral gegenübersteht und gegen unser Credo, kompromisslose Weine zu erzeugen, verstößt.

Wir sind der festen Überzeugung, dass nicht das Bezeichnungsrecht einen großen Wein definiert, sondern nur der Wein selbst. Da die 2012 im „Neustadter Beschluss“ festgelegte Klassifikation von allen VDP-Betrieben mit dem Jahrgang 2012 umgesetzt werden muss, sind wir gezwungen, die Mitgliedschaft zu beenden.

Die Rolle der trockenen Prädikatsweine für Koehler-Ruprecht

In unserer Hauslage Kallstadter Saumagen, die durch unsere Weine weltweite Bekanntheit erlangte, erreichen wir durch verschiedene Lesedurchgänge eine Vielzahl an (trockenen!) Prädikatsweinen, die aufgrund ihrer Grundverschiedenheit in puncto Alkohol, Dichte und Mineralität ihre Berechtigung haben.

Wir möchten auch weiterhin in der Tradition des Naturweins stehen. Ein Begriff, der zwar seit 1971 nicht mehr geführt werden darf, für Koehler-Ruprecht aber nach wie vor große Bedeutung besitzt.

Die Prädikate richten sich nicht streng nach den Oechslewerten, der Reifemessung, sondern vielmehr nach dem Geschmack. Sie beschreiben den Charakter der Weine: Die leichtesten und eher erfrischenden Essenbegleiter werden als Kabinett bezeichnet, die am stärksten von der Mineralität geprägten Rieslinge als Spätlese und die komplexesten als Auslese. Die Trauben mit dem feinsten Aroma sind die Grundlage für die „R“ und „RR“-Rieslinge, die als Reserve erst nach bis zuu 7 Jahren Reife in den Verkauf kommen.

Zu den neuesten Entwicklungen in der Geschichte des Weinguts Koehler-Ruprecht

Mit dem seit einigen Jahren geplanten und 2009 realisierten Verkauf ging eine Familienära zu Ende. Die neuen Besitzer, die Familie Sauvage, der auch das Weingut Burn Cottage gehört, ist dem Weinbau von Herzen verbunden.

Bernd Philippi war dem Weingut auch danach noch ein wertvoller Ratgeber, die treibende und den Stil bewahrende Kraft ist jedoch seit mehr als 4 Jahren Dominik Sona. Er und sein Team führen das Weingut im Sinne von Bernd Philippi weiter.

So steht Koehler-Ruprecht auch weiterhin für: Lange Reife der Trauben am Stock und der Weine im traditionellen Holzfass sowie lange Flaschenreife bei den Top-Qualitäten und einer Klassifikation nach Prädikaten, um der Überzeugung vom einzigartigen Koehler-Ruprecht-Stil besonderen Ausdruck zu verleihen. Der Stil von Koehler-Ruprecht kennt keine Moden.

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