FES-Seminar zur Weinbaupolitik

Traditionell zu Jahresbeginn richtet das Rheinland-Pfälzische Büro der Friedrich-Ebert-Stiftung seit vielen Jahren ein hochkarätig besetztes Seminar zur Weinbaupolitik aus. Diesmal unter dem Titel „Wein – Neue Wege“ in der Festhalle Landau.

Die erste Podiumsdiskussion nahm den Dualen Studiengang Weinbau und Oenologie unter die Lupe, den die Fachhochschulen Bingen, Kaiserslautern und Ludwigshafen gemeinsam mit dem Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) Rheinpfalz in Neustadt anbieten. Das Studium ist Blockweise aufgebaut, so dass die Studenten vom ersten Semester an abwechselnd einige Wochen studieren und wieder einige Wochen in ihrem ausbildenden Weingut arbeiten.

Auf dem Podium von links: Prof. Dr. Uli Schell (FH Kaiserslautern), Weinbau-Minister Hendrik Hering, Moderator Prof. Dr. Ulrich Fischer (DLR Rheinland-Pfalz in Neustadt), Reinhard Löwenstein (Weingut Heymann-Löwenstein), Adam Dijkstra (Student im dualen Studiengang und Weingut zur Römerkelter), Edmund Diesler (Präsident des Bundes deutscher Oenologen).

Der größte Vorteil des Dualen Studiengang? Reinhard Löwenstein brachte es auf den Punkt: Diese Absolventen wissen neben ihren akademischen Kenntnisse auch, was ein Kantholz oder eine Schraubzwinge ist. Irgendwie klang das wie „im Gegensatz zu den Absolventen anderer Weinbau-Studiengänge“.

Anschließend gab Dr. Friedhelm Leimbrock vom Rheinland-Pfälzischen Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen im Weinbau-Recht auf europäischer Ebene und die Auswirkungen auf den Weinbau in Deutschland.

Nach dem zwar interessanten aber doch sehr trocken Vortrag zum Weinbaurecht folgte Anthony Robert Hammond, der in Oestrich-Winkel im Rheingau the garage winery betreibt.  Sein Vortrag „Garagenwein – Wilder Wein“ handelte vor allem von zeitgemäßer Vermarktung aus Sicht eines gut organisierten kleinen Boutique-Weingutes, das vorgibt immer noch jung und wild zu sein, tatsächlich allerdings längst mitten im Establishment angekommen ist.

Was Mr. Hammond gar nicht mag, ist der „EFT – Ein Flaschen Tourist„: Der schlimmste Kunde sei der, der mit dem GuideMillau unter dem Arm auf den Hof kommt und anfängt mit „Ich möchte gerne mal mit Ihnen über Ihre Weine diskutieren“.

Es folgt eine interessante Diskussion zum Thema Weinverschlüsse. Auf dem Podium: Claus-Dieter Morio-Roth (Verschlusstechnik-Experte), Volker Gies (Weingut Gies-Düppel), Hansjörg Rebholz (Weingut Ökonomierat Rebholz), Hofrat Robert Steidl (Institutsleiter und Professor am LFZ Klosterneuburg, Österreich), Moderator Wolfgang Schwarz (MdL), Dr. Rowald Hepp (Gutsdirektor Schloss Vollrads), Stefan Maennle (Pfaffenweiler Weinhaus), Johann Peter Reinert (Weingut Johann Peter Reinert).

Eingeleitet wurde die Runde durch einen sehr spannenden Vortrag von Robert Steidl vom LFZ Klosterneuburg (dem „Geisenheim Österreichs“), der darin gipfelte, das es seriöse Studien gibt, die belegen, dass es im unteren Preissegment einen beachtlichen Anteil Weintrinker gibt (in einer australischen Studie 38% !!! der Käufer diesen Segments), die einen leichten TCA-Kork-Fehlton als normalen Bestandteil des Weingeschmacks ansehen und ihren Wein genau so wollen.

Als Fazit der anschließenden Diskussion kann man festhalten, das die Zeit des Korkens als Weinverschluss über kurz oder lang zu Ende gehen wird. Gutsdirektor Dr. Hepp von Schloss Vollrads, das neben dem Weingutsbetrieb auch über einen großen Gastronomiebetrieb verfügt, berichtete von einer großen Bankettveranstaltung, für das er 90 Flaschen eines Weines öffnete und vorprobierte und dabei feststellte, dass die Weine auch ohne Korkschmecker enorme Flaschenvarianzen vorwiesen. Ähnliches haben mir in der letzten Zeit auch mehrere andere renommierte Winzer berichtet. Selbst Spitzenwinzer Rebholz ist vom Korken nicht mehr absolut überzeugt und ich habe ihn so verstanden, dass es mehr an seiner vermuteten Kundenerwartung als an seiner Überzeugung liegt, dass er für seine Top-Weine noch Naturkorken verwendet. Ansonsten zeigt die Runde, dass sich mehrere Teilnehmer offenbar nur mit der selbst verwendeten Verschlussart gut auskennen und bei den Eigenschaften und Marktanteilen anderer Verschlussarten doch teilweise massive Fehlvorstellungen hatten. Als Weinblogger wird man in diesem aktuell extrem umkämpften Segment Weinverschluss derzeit unweigerlich zu einem kleinen Experten, so sehr wird man gerade von allen Seiten mit Informationen und Propagandamaterial versorgt. Besonders bei Kunststoffstopfen wie vom Marktführer Nomacorc sind offenbar eine Menge Falschinformationen in Umlauf. Auch wenn es immer wieder vermutet wird, enthalten Nomas keine Weichmacher, da sie nicht aus PVC sondern aus Polyethylen bestehen.

Es folgte eine Diskussion zur Rolle der Frauen im Wein-Business. Auf dem Podium: Carolin Bergdolt (Weingut Bergdolt), Natalie Lumpp (Sommelière), Kurt Beck, Moderatorin Beate Schindler (Focus), Carolin Spanier-Gillot (Weingut Kühling-Gillot), Heidi Schröck (Winzerin in Rust am Neusiedlersee) und Ulrike Lenhardt (Vinissima Vorsitzende).

Als Fazit dieser Runde kann man wohl festhalten, dass sich in den letzten 30 Jahren eine Menge verändert hat. Als Heidi Schröck 1980 ihre Winzergehilfenlehre in Rheinhessen begann, war sie eine der ersten Frauen in diesem Ausbildungsberuf überhaupt und auch als sie später ihren Winzermeister machte, war sie die einzige Frau im gesamten Jahrgang. Heute ist das Verhältnis bis hin zum Weinbau-Studium deutlich ausgeglichener. Ähnlich ist es Natalie Lumpp vor 20 Jahren als junge Sommelière in der Spitzengastronomie ergangen. Immer wieder sei sie von älteren Männern auf die Probe gestellt worden, ob sie denn überhaupt etwas von ihrem Métier verstehe. Einer davon war der alte badische Winzer und Gastronom Franz Keller, den „das Mädle“ wohl so überzeugte, dass er sie anschließend kräftig förderte.

Heute ist sie unter hunderten Kolleginnen eine der 3-4 bekanntesten Sommelièren Deutschlands und zeigte auch bei einer abendlichen Weinprobe im Anschluss an das Seminar, wie gut sie ihren Job beherrscht. Zu allen zwölf servierten Weinen aus Betrieben der am Tag teilnehmenden Diskutanten, die sich von Mittelmaß bis Spitzenklasse bewegten, fand sie schmeichelnde und dennoch korrekte Worte. Auch bei mittelmäßigen Weinen gibt es immer noch ein paar Details die man lobend hervorheben und so die Stimmung hoch halten kann. Bei den Höhepunkten des Abends, wie dem 2007er Uhlen Laubach Riesling von Heymann-Löwenstein und dem 2007er Spätburgunder vom Muschelkalk vom Weingut Rebholz waren solche Kunstgriffe natürlich nicht notwendig. Beide präsentierten sich bereits jetzt großartig und werden noch weiter zulegen.

1 Kommentar

  1. Johannes Geppert, Macher des Portals, schreibt in seniem eigenen Blog folgendes zu diesem Projekt und charakterisiert damit klar und deutlich, worum es ihm dabei geht: Ziel dieses Projektes ist es Weing tern eine Plattform zu geben, auf der Sie gezielt sich und Ihre Weine vermarkten k nnen. Mit News auf sich aufmerksam machen k nnen. Durch eine ausf hrliche Beschreibung und Bildern Benutzern einen Einblick in Ihr Weingut zu gew hren.

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