Deutschlands größtes Champagner-Tasting

Es war eine historische Verkostung im Meininger Verlag. Nicht weil die verkosteten Champagner alle besonders alt und reif waren, sondern weil noch nie zuvor ein Champagner-Tasting solchen Ausmaßes in Deutschland stattfand. Insgesamt standen 215 unterschiedliche Champagner, die alle noch auf dem deutschen Markt erhältlich sind, zur Bewertung an. Für mich war es die zweite hochkarätige Champagner-Verkostung innerhalb eines Monats. Bei Mundus Vini wurde ich als Juror dem Tisch zugeteilt, an dem über drei Tage so ziemlich alle großen Champagner bis zurück zum Jahrgang 1995 eingeschenkt wurden. Highlight war dabei ein Champagne Charles Heidsieck Blanc des Millenaires 1995, der von den sieben Juroren (aus D, CH, MEX, JAP und AUS) am Tisch dreimal 100, dreimal 98 und einmal 97 Punkte bekam (und das ohne jegliche Kommunikation am Tisch, bis alle Sieben ihren Bewertungsbogen abgegeben hatten).

Seit 1998 schreibt Sascha Speicher für den Meininger-Verlag über Champagner. In den nun 14 Jahren hat er sich zu einem der beiden einflussreichsten Champagner-Kritiker Deutschlands entwickelt (der andere ist Gerhard Eichelmann). So ist zu erklären, dass nahezu jeder in Deutschland verfügbare Champagner, von dem seine Produzenten oder Importeure glauben, er halte qualitativ bei einer Blindverkostung mit, eingereicht wird, wenn Speicher und Kollegen im Meininger-Verlag für Champagner-Magazin, Weinwirtschaft und Weinwelt Champagner verkosten.

Vom Genossenschafts-Champagner für 20 Euro bis zu Prestige-Cuvées wie Dom Perignion, Cristal, Le Grande Dame, Louise oder Krug Vintage war alles am Start. Egal welcher berühmte Name aufgeboten wurde, im Ergebnis stand oft das Nachtrauern um den Jahrgang 2002. Ein Roederer Cristal 2005 zum Beispiel ist fraglos ein hervorragender Champagner, der deutlich über 90 Punkte kommt, vom monumentalen 2002er trennen ihn dennoch Welten. Ein paar letzte 2002er waren zum Glück noch im Aufgebot, darunter ein ein großartiger Piper-Heidsieck Brut Cuvée Rare (Foto ganz oben). Der nächste wirklich gute Jahrgang wird erst der 2009er sein. Man wird sich also noch eine ganze Weile gedulden dürfen, bis die üblicherweise mit einigen Jahren Hefelager gereiften Edelcuvées aus diesem Jahrgang auf den Markt kommen.

An meinem Tisch waren vor allem die bekannten jahrgangslosen Markenchampagner vertreten. Dabei besonders gefallen haben mit die Champagner von Gosset, Alfred Gratien (Cuvée Paradis NV) und Piper-Heidsieck (der für mich mit 90-91P für 28 Euro auch der Preis-Leistungssieger an unserem Tisch war). Nachdem man seinen eigenen Tisch fertig verkostet und bewertet hatte, gab es natürlich auch die Gelegenheit, die Highlights der Nachbartische nachzuverkosten und zu diskutieren. Bei den Rosé-Champagnern war für mich Bollinger am überzeugendsten. Eine schöne Bestätigung, mag ich doch seit vielen Jahren den Stil dieses Hauses besonders gerne (mein absoluter Favorit ist dabei übrigens nicht die 200-Euro-Cuvée „R.D.“, sondern der „nur“ etwa halb so teure „Le Grande Année“).

Dass Preis und Qualität des Inhalts bei Champagner nicht immer in direktem Zusammenhang stehen, bewiesen die Diadema Cuvées wieder einmal eindrucksvoll. Die mit Swarovski-Kristallen besetzten Brut Rosé und Zero Dosage Flaschen liegen je nach Händler zwischen 85 und 150 Euro, mussten sich aber mit 89 und 81 Punkten begnügen.

Die Teilnehmer der Verkostung:
Susanne Bauer, MEININGERS Weintest
Thomas Boxberger von Schaabner, Extraprima
Götz Drewitz, Vinaturel
Richard Grosche, Chefverkoster MEININGER VERLAG
Michael Hornickel, Vorstand MUNDUS VINI
Ralf Kaiser, Weinkaiser.de
Christoph Nicklas, MEININGER VERLAG
Florence Paxmann, Champagner & Genuss
Volker Raumland, Sekthaus Raumland
Christina Speicher, Weinkellerei Kirchmayr (Österreich)
Sascha Speicher, MEININGER VERLAG

Die genauen Ergebnisse in der nächsten Ausgabe der Weinwelt und im Champagner-Magazin.

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