Concours Mondial du Sauvignon Blanc in Graz

Concours Mondial du Sauvignon 2018 in der alten Universität Graz

Die Steiermark war in den letzten Tagen erstmals Gastgeber des weltweit größten Sauvignon-Blanc Wettbewerbs. 70 Jurymitglieder und weitere Weinbaufunktionäre aus 18 Ländern, allen wichtigen Herkunftsregionen der Rebsorte in Europa aber auch zahlreiche Teilnehmer aus Überssee von Chile bis Neuseeland und Südafrika. Da steirischer Sauvignon trotz seit Jahren immer wieder sensationeller Qualität der Spitzenweine international noch wenig Bekanntheit genießt, begann der CMS mit einer Masterclass über Steiermärker Sauvignon Blanc, von jungen Basisqualitäten bis zu gereiften Spitzen.

Masterclass Sauvignon Blancs der Steiermark

Im deutschsprachigen Raum sind Lagen wie Edelschuh, Grassnitzberg, Kranachberg, Moarfeitl, Pössnitzberg und Zieregg vielen Weinfreunden, zum Teil schon seit Ende der 90er Jahre für herausragende Qualitäten bekannt, diverse Spitzenweine sind trotz steigenden Preisniveaus in kurzer Zeit ausverkauft. Das allermeiste bleibt aber auch im deutschsprachigen Raum, über Deutschland und die Schweiz hinaus wird wenig Österreichischer Sauvignon exportiert. Nur so erklärt sich die vergleichsweise geringe Bekanntheit auf anderen internationalen Märkten.

Andreas Wickhoff MW bei der Masterclass Sauvignon Blancs

Bei dem kurzweiligen Abend, durch den mit Gerhard Retter, Willi Balanjuk und Andreas Wickhoff (Master of Wine) drei der bekanntesten Weinexperten Österreichs führten, konnte man im Saal dann viele erstaunte Gesichter sehen. Auch wenn die Vorlieben in Saal merklich variierten, die Qulität der Spitzen beeindruckte alle. Die eine Fraktion im Saal schwärmte von Armin Tements Zieregg 2011 und Erwin Sabathis gerade erst gefüllter Pössnitzberger Kapelle 2015, andere feierten Neumeisters Alten Reben 2011 (aus den ältetsten Sauvignon-Rebanlagen Österreichs), Potzingers „Joseph“ aus der Ried Sulz, Polz Ried Therese oder die Kranachberg TBA vom Sattlerhof.

Neumeister Sauvignon Blanc Alte Reben 2011

Auch die „inneren Werte“ manches Weines sorgten für Erstaunen. Mehrere teilnehmende Winzer aus anderen Regionen hatten noch nie einen Sauvignon im Glas, dessen natürlicher Traubenzucker wie bei Musters Grubthal für 13,5 % Alkohol ausreichte und der gleichzeitig auch über fast 8 Gramm Säure verfügte.

Masterclass Sauvignon Blancs der Steiermark

Sauvignon Blanc ist eine natürliche Kreuzung aus Traminer und Chenin Blanc, entstanden vor mehreren hundert Jahren in der Loire-Region. Früher ging man von einer anderen Abstammung aus, daher kam die Bezeichnung Muskat-Sylvaner auf, die aber durch neuere DNA-Analysen widerlegt und inzwischen auch untersagt ist, weil sie irreführend war, denn Sauvignon Blanc ist weder mit einer Muskatsorte noch mit dem Sylvaner verwandt.

Weltweite Verbreitung von Sauvignon Blancs, Grafik Karl Bauer, Wikipedia

Sauvignon Blanc ist weltweit auf dem Vormarsch. Derzeit wird rund um den Globus mit 110.000 Hektar knapp mehr Sauvignon Blanc angebaut, wie die gesamte Anbaufläche aller Resorten zusammen in Deutschland ergibt. Damit hat sich der weltweite Anbau in den letzten zwanzig Jahren mehr als verdoppelt, seit 1980 sogar verzehnfacht. 1990 lag SB mit 0.8% der globalen Rebfläche auf Platz 25 aller Rebsorten, heute ist mit 2,5 % Platz 8 der meistverbreiteten Rebsorten der Welt erreicht, Tendenz weiter steigend. Zum Vergleich: Riesling ist im selben Zeitraum nur von Platz 21 auf Platz 18 geklettert.

Weltweite Rebsorten Top 10 nach Anbaufläche

Mit Abstand größtes Erzeugerland ist Frankreich mit rund einem Viertel der weltweiten Sauvignon-Fläche, gefolgt von Neuseeland (15%), Chile (11%) und Südafrika (9%). Österreich liegt mit 1250 ha aktuell um Platz 13, Deutschland mit rund 900 ha 3-4 Plätze dahinter (die aktuellen Zahlen aus AT und DE sind bekannt, die neusten online verfügbaren Zahlen einiger anderer Länder stammen aus dem Jahr 2010). In der Steiermark hat sich die mit SB bestockte Rebfläche in den letzten 20 Jahren vervierfacht, von rund 300 ha auf inzwischen mehr als 1200 ha.

Top 5 der Teilnehmerländer des Concours Mondial du Sauvignon 2018

Der Concours Mondial du Sauvignon Blanc fand 2010 erstmals in Bordeaux statt und findet seit dem jährlich in einer der Regionen mit hohem Sauvignon Anteil statt (bisher mehrfach in Bordeaux & an der Loire, je einmal im spanischen Rueda, im Friaul und diesmal in der Steiermark). Anfang 2019 geht es wieder ins Friaul. In diesem Jahr gab es einen neuen Teilnahmerekord mit 958 angestellten Weinen aus 26 Ländern auf allen Kontinenten. Der Anstieg um mehr als 11% ist den vielen steirischen Winzern zu verdanken, die sich in diesem Jahr erstmals beteiligen.

Top 5 der Teilnehmerländer des Concours Mondial du Sauvignon 2018

Wichtigste organisatorische Neuerung für die Jury-Mitgliedern war die in diesem eingeführte Bewertung mit Hilfe von Tablet-Computern, wodurch tausende Seiten Papier eingespart wurden und die Abläufe deutlich beschleunigt wurden. Die durch Technik eingesparte Zeit wurde für Diskussionen genutzt. Ich habe schon eine Menge Weinwettbewerbe erlebt und war zum zweiten Mal bei diesem aber ich kenne keinen anderen, bei dem die Vorstellungen der Jurymitglieder vom perfekten Siegerwein so sehr auseinandergehen wie hier. Fast ausschließlich sehr erfahrene Journalisten und Winzer im Einsatz, trotzdem lag man oft 15 und mehr Punkte auseinander beim selben Wein. Es gibt offenbar weltweit sehr unterschiedliche Vorstellungen, was unter gutem Sauvignon zu verstehen ist.

Unser Jurytisch beim Concours Mondial du Sauvignon 2018

Ab welcher Intensität sind grüne Aromen nicht mehr gewollter Bestandteil des typischen Aromenspektrums von Sauvignon in einer bestimmten Region, sondern nur noch Ausdruck von Unreife und führen zur Abwertung? Wieviel Säure ist ideal weil sie den Wein belebt und ab wo ist es zu viel? Ist jeder bewusst reduktive Ausbau gleich als Böchser zu bestrafen? Ist oxidativer Ausbau genauso abzulehnen, weil hier Frucht verloren geht? Wie sortentypisch sind extrem dropsige Kaltgäraromen? Sind intensive Rauch (Fumé) und Feuersteinaromen, beispielsweise von Weinen aus einem erkennbaren Loire-Flight chemische Fehltöne, die zur Abwertung führen? Das Klima an den Verkostungstischen blieb angenehm und freundlich, dennoch war einigen der Unmut anzumerken, vor allem in Pausengesprächen. An meinem Tisch hatten wir in Flights aus dem Languedoc, der Touraine, der Steiermark, Neuseeland, einmal kreuz und quer durch Südamerika (darunter aus Peru mein erster Wein aus dem Jahrgang 2018) und schließlich Südoeuropa bis hin zur Türkei.

Kodolitsch Reserve 2015

Der Preis für den Gesamtsieger ist seit dem Vorjahr dem 2016 verstorbenen Winzer (Château Doisy Daëne, Clos Floridène, etc.) und Önologie-Professor Denis Dubourdieu gewidmet, der sich viele Verdienste um Sauvignon Blanc und den trockene weiße Bordeauxweine erworben hat. Erster Gewinner der Denis Dubourdieu Trophäe war 2017 der Kranachberg Sauvignon Blanc 2015 von Skoff und auch in diesem Jahr bleibt die Trophäe in der Steiermark. Der Glückwunsch geht ans Weingut Kodolitsch für seinen ausgezeichneten Rosengarten Sauvignon Blanc TMS 2015. Die weiteren Sonderpreise für Kategoriesieger (trocken, restsüß, Cuvée, aus neuem Holz…) sowie alle Medaillengewinner werden erst auf der Prowein bekannt gegeben und dann hier verlinkt.

Tasting mit Winzer Gerhard Wohlmuth

Auch das Rahmenprogramm des Concours war großartig. Besuche und Tastings bei Spitzenwinzern wie Gerhard Wohlmuth und Lackner-Tinnacher, beim traditionellen Buschschank Schneeberger, Kulinarischer Stadtrundgang in Graz, und zum Abschluss ein Galadinner der ÖWM im Schlossberg-Hotel mit traumhaften Ausblich über ganz Graz und einer ganzen Reihe österreichischen Weinikonen wie Riesling Kellerberg von FX Pichler und Blaufränkisch Ried Marienthal von Triebaumer.

Winterliche Weinberge in Kitzeck im Sausal (Steiermark).

Graz hat weniger als 300.000 Einwohner aber eine beeindruckende Vielfalt an Weinbars und Weinlokalen mit erstklassigen Weinkarten, die sich auch über Österreich hinaus am Puls der Zeit bewegen. Eine „Brötchenbar“ hatte anlässlich unseres in Graz ausgetragenen Concours eine ganze Reihe ausländischer Spitzensauvignons im glasweisen Ausschank, darunter gereiften Silex und Blanc Fumé de Pouilly von Dagueneau. Eine Chance vertan haben die Produzenten der in der jungen Weinszene (vor allem in Weinbars internationaler Großstädte) zunehmend beliebten Orange- und Natural Weinen (also maischevergorene und naturbelassene, idR also zumindest ungeschwefelte und ungefilterte Weine). An der Produktion solchen Weine versuchen sich gerade viele und lange nicht alles ist gut aber gerade steirische Betriebe wie Werlitsch, Tauss, Strohmeier, Ploder-Rosenberg und Sepp Muster haben hier schon diverse Jahre Erfahrungsvorsprung und zählen auch über die grenzen Österreichs hinaus zur Spitze dieser Spielart. Neben Ploder-Rosenberg, die mit ihren Rosenberg „Aero“ als einzige einen solchen Wein gezeigt haben, hätten auch andere die Gelegenheit nutzen sollen, ihre Weine einem internationelen Fachpublikum zu präsentieren.

Weitere Fotos der Veranstaltung finden sich in diesem Album auf der Weinkaiser-Facebookseite.

1 Kommentar

  1. Interessanter Text, was mich fast schon am meisten begeistert ist die Tatsache, dass Neuseeland die zweitgrößte Anbaufläche für Sauvignon Blanc hat. Natürlich kennt man den Neuseeländischen Sauvignon Blanc sehr gut und irgendwie ist das Land ja auch berühmt dafür, aber es ist halt einfach ein winziges Land.
    Schade finde ich aber, dass Sauvignon Blanc leider nicht als das edle Getränk angesehen wird, sondern mehr als „Sommer- Sauf Wein“… Diese Rebsorte hat so extrem viel Potential!

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