Willamette Vineyards – How the west was won with Burgundy

Willamette Vineyards

Von Marc Herold

Amerikanische Rotweine, sind fett, alkoholisch und von neuem Holz dominiert. Alle amerikanischen Rotweine? Nicht alle! Weit von uns entfernt in der nordwestlichen Ecke der USA werden im Willamette Valley Pinot Noirs erzeugt, die diesem Klischee vollkommen widersprechen.

Der recht träge Willamette River begegnet dem Reisenden schon in Portland, der Hipster- und Fahrradmetropole der USA. Folgt man dem Fluß ein paar Meilen, landet man im burgundischsten Teil der USA. Die Landschaft ist hügelig, recht kleinteilig und die Weinberge sind meist von Wäldern und Buschwerk eingerahmt. Ja, sogar die Pinot Noir-Klone wurden zu Beginn des Weinbaus in den 1970er Jahren größtenteils aus dem Burgund importiert. Aber im Gegensatz zum Burgund, das ja beim Boden von allen denkbaren Mischungen aus Kalk und Eisenoxiden lebt, ist die Art der Untergründe im Valley wesentlich vielfältiger. Es gibt vulkanisches Gestein, wie Basalt aber auch ebenfalls viel Kalk, Kiesel und Schwemmland. Dieser steinige und mineralienreiche Untergrund sorgt mit dem kühlen Klima für ebenso kühle wie klare Pinots.

Willamette Vineyards

Wohin also zuerst wenden in diesem Tal? Viele Güter im Gebiet, welches nur ein Drittel größer ist als der Rheingau, sind mittlerweile auch international berühmt und deren Weine haben ein Preisniveau erreicht, das sie nicht unbedingt zur günstigsten aller Burgunder-Alternativen hat werden lassen. „Willamette Vineyards“ trägt nicht nur den Namen des Flusses im Namen, das Gut gehört auch zu den Pionieren des Gebiets. Der Start damals war alles andere als einfach, so dass Jim Bernau , der Gründer des Gutes auf einer Weinmesse sämtliche Autokennzeichen abschrieb und den Autohaltern Weinprospekte zuschickte. Das würde sich momentan wahrscheinlich nicht mal Google oder die NSA trauen. Das Marketing war aber erfolgreich. Mittlerweile gibt es über 4500 Weinfreunde, die einen Anteil am Weingut gekauft haben. “Willamette Vineyards“ hat damit eine recht erstaunliche Struktur aus vielen Teilhabern, die starken Anteil an der Entwicklung des einstmals kleinen Gutes.

Willamette Vineyards

Der ideale Start also, um sich dieser Weinlandschaft zu nähern. Praktisch ist hier, dass es einen gemütlichen Verkostungsraum gibt, bei dem verschiedene Flights probiert werden können. Neben den Rotweinen gibt es hier auch einige spannende Weißweine. Eine große Überraschung ist beispielsweise der 2012er Riesling des Weinguts. Blind würde er als leicht restsüße Mosel-Spätlese durchgehen, grüne, kräuterige Aromen sorgen mit der eine betonen Säure für einen fast „deutschen“ Eindruck. Am wenigsten hätte ich hier den nächsten Wein, einen Grünen Veltliner erwartet. Der kommt recht erdig aber durchaus sehnig, fast karg daher. Man merkt den Einfluss des kühlen Klimas. Allein der Abschluss des Weißwein Teils durch einen „Late Harvest“ Riesling von 2012 zeigt diese Bratapfel und Zimt-Noten, die für mich bei amerikanischem Riesling so typisch sind. Aber auch dieser Wein ist durch seine straffe Säure noch gut balanciert.

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Bei den Pinot Noirs stach für mich der „Elton“ heraus, ein Wein von einer sehr vulkanisch geprägten Lage. Auch ist hier viel eisenhaltiges Gestein im Boden beigemengt. Der Wein schreit förmlich „Gevrey-Chambertin“ und „Pommard“. Das Eisen im Boden setzt sich im Wein fort, der wundervoll zwischen Kirscharomen und fast rostartigen Noten balanciert ist. Der 2010er im Glas zeigt zudem in seiner Struktur Parallelen zum sehr feinen, und ziselierten 2010er im Burgund. Diese Feinheit kommt vielleicht auch daher, dass neben dem vulkanischen Untergrund Winde vom Pazifik bei diesem Lage für besondere Kühle in der Nacht sorgen sollen.

Wer die Gestaltung und die Informationsfülle auf dem Weinguts-Etikett sieht, fühlt sich außerdem direkt an die Weine von Nicolas Potels „Maison Roche de la Bellene“, einem meiner absoluten Lieblings-Negociants erinnert. Die Oregon Pinots aus dem Tal des Willamette Rivers zeigen hier einmal mehr ihre Verwandtschaft zum Burgund (auch werden auf dem Gut fast nur französische Fässer eingesetzt). Genau so spannend sind aber die Eigenheiten, die sehr schön im „Signature Pinot Noir“ von 2010 zum Vorschein kommen. Hier fühlt man sich vor ein Panorama gestellt, was aus allem besteht, was Pinot Noir ausdrücken kann. Eine beschwingte Leichtigkeit, Aromen von abgehangenem Wildgeflügel und dunkle Gewürze für Lebkuchen.

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Neben den Pinots gibt es auch einen sehr gelungenen Syrah (auch 2010), der ebenfalls sehr filigran daherkommt. Die Säure seht hier nicht so sehr wie bei den Pinots im Vordergrund, sie ist tiefer verwoben und dezent integriert. Der Wein würde blind sicher als sehr guter Crozes-Hermitage durchgehen und damit verstärkte sich noch der Eindruck, dass Jim Bernau und sein damaliger Kellermeister Forrest Klaffke sehr genau wussten, welche geschmacklichen Vorbilder eine lohnende Orientierung geben können. Dass das Gut auf biologische Schädlingsbekämpfung setzt, die teilweise durch Eulen geschieht, macht dieses Unternehmen noch sympathischer und es wundert nicht, dass sie auch eine ganz zauberhafte Adresse haben: „8800 Enchanted Way“. Solltet ihr in der Gegend sein und neben den unzähligen Microbreweries noch etwas anderes durchtrinken wollen, seid ihr hier an der richtigen Stelle.

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1 Kommentar

  1. Ernst Loosen macht dort auch einen tollen Rotwein, als joint venture http://schiller-wine.blogspot.com/2011/07/riesling-guru-and-killer-guitarist-cum.html mit Jay C. Somers

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