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Vinocamp 2015: Ich bin ein Konsument

Ich bin ein Konsument

Gastbeitrag zum Vinocamp Deutschland 2015

Von Petra Pahlings

Nach dem Besuch des Vinocamps ist es mir wieder klar geworden: Ich bin ein Konsument, durch und durch. Und zwar so ein richtiger: man bietet mir was an und ich nehme es, ich konsumiere.

Das Vinocamp ist für mich wie ein Wochenende in einem Konsumtempel. Sperrt mich ein und schmeißt den Schlüssel weg – ich nehme was ich bekommen kann.

Kaum ein anderes Wochenende in meinem Jahr ist so vollgepackt mit neuen inspirierenden Informationen über Wein und alles was dazu gehört wie dieses. Bei anderen Besuchern mag das anders sein, bei mir nicht. Ich bin Mitarbeiterin eines Weingutes an der Mosel. Ich bin keine Winzerin, ich bin keine Sommelière, ich habe keine IHK-Prüfung oder ein WSET-Diplom. Ich habe keinen Blog….

Ich interessiere mich einfach nur für Wein und alles was dazu gehört. Und ich habe das große Privileg in dieser Branche arbeiten zu dürfen. (Was würde ich mich langweilen, wenn ich Schrauben oder Steine verkaufen müsste.) Und weil ich all das nicht habe, aber auch gleichzeitig mehr möchte, brauche ich solche Wochenenden wie die des Vinocamps.

Kaum sonst habe ich die Möglichkeit so viele unterschiedliche Wein zu verkosten. Wann sollte ich sonst jemals an einer moderierten Probe von Caro Maurer teilnehmen, wann, geführt von Herrn Witte, die Keller von Schloss Johannisberg besichtigen, wann Burgunder in dieser Vielzahl verkosten, neuseeländische Pinot Noirs entdecken oder Craftbeer probieren? Und wie gerne hätte ich an der Sherryprobe teilgenommen oder an der Vinocamp-Mosel-Session.

Klar, es gäbe die ProWein, aber wie schon gesagt, ich arbeite bei einem Weingut, also auch an der ProWein. Nebenbei bin ich noch Hausfrau und Mutter und der Rest meiner Familie ist nicht besonders weinaffin. Das heißt auch hier muss ich mich aufteilen… Wein, Mutter, Wein, Familie, Wein, Haushalt – es gilt die Balance zu finden.

Ich verstehe, dass ein Barcamp vom Input der Teilnehmer lebt, aber ich bin noch nicht so weit. Mir fehlt noch Sicherheit in dieser Branche unter all den Nerds (lieb gemeint) und Cracks. Aber ich mag es mich zwischen diesen Menschen zu bewegen, ihre Ideen zu hören und ihre Leidenschaft für das Thema Wein zu spüren.

Meine Session findet nicht während des Camps statt. Sie kommt viel später. Ich entwickele daraus Ideen. Das wirkt nach bei mir und führt auf neue Wege. Und eigentlich frage ich mich, warum es nicht noch mehr Konsumenten wie mich gibt. Ich vermisse die Mitarbeiter der Weingüter, der Verbände, der Zulieferer. Warum gibt es nicht mehr Besucher „meiner“ Art, die nach einem solchen Wochenende vollgepackt mit Ideen zu ihren Arbeitgebern zurück gehen und ihnen erzählen, was für Menschen sich bei einem Vinocamp treffen und was sie dort erlebt haben? Die diese unglaublich inspirierende Stimmung für sich weiter nutzen? Und wenn es nicht um Inspiration geht, dann sollte wenigstens die Möglichkeit der Horizont Erweiterung genutzt werden – es wird nicht schaden, ich spreche aus Erfahrung.

Daher auch mein Appell an all die Fleißigen und Mutigen, die das Vinocamp zu dem machen, was es ist: seid tolerant mit denen, die „nur “ konsumieren, bleibt offen für die, die kommen und hören, nehmt die in die Gruppe auf, die einfach nur dabei sein wollen.

In zwei Jahren möchte ich wieder dabei sein und vielleicht ändere ich bis dahin meine Position und werde nicht mehr nur der Konsument sein – wir werden sehen.