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Fattoria Valtellina Chianti Classico Riserva 1997

Fattoria Valtellina – Der Name dieses Weingutes in Gaiole in Chianti führt immer wieder zu Missverständnissen. Valtellina ist eben auch der Name eines langgezogenen Tals in der Norditalienischen Region Lombardei mit gleichnamiger DOC-Weinregion. Die Fattoria Valtellina hat ihren Namen allerdings nicht, wie man jetzt denken könnte, in Anspielung an diese Weinregion erhalten, sondern nach der im Valtellinatal heimischen Rinderrasse, die einer der Vorbesitzer dieses Anwesens hier auf den für Spitzenweinbau prädestinierten Hügeln des Chianti-Classico-Gebietes im Herzen der Toskana züchten wollte. Zum Weingut umgebaut wurde die „Rinderranch“ dann ab der 1960er Jahre von Giorgio Regni, der dafür auch heute noch durch Nennung seines Namens auf den Etiketten der Chianti-Classico-Weine gewürdigt wird.

Der Aufstieg zur Spitze gelang dann ab 1989, als Christoph Schneider, gerade frischgebackenen Absolvent der privaten Wirtschaftshochschule WHU in Vallendar, im Auftrag einer wohlhabenden deutschen Familie einen Landsitz in der Toskana suchen sollte und sich dabei für dieses Weingut entschied. Schneider übernahm in den ersten Jahren selbst die Geschäftsführung des Weingutes und beauftragte den talentierten Önologen Vittorio Fiore mit dem An- und Ausbau der Weine. Der erste gemeinsame Jahrgang war der überall in der Toskana grandiose 1990er und gelang auch hier großartig, die 1990er Chianti Classico Riserva gehört zu den besten Chiantis, die ich je im Glas hatte. Neben der Riserva sind ein einfacher Chianti Classico, der Supertuscan „Convivio“ (75% Sangiovese, 25% Cabernet Sauvignon) und an der Spitze der reine Merlot „IL DUCA“ im Sortiment.

Nachdem der mittlerweile promovierte Miteigentümer Christoph Schneider sich aus der aktiven Geschäftsführung der Fattoria zurückgezogen hatte, übernahm Anfang 1996 der Schweizer Önologe Andreas Stössel die Leitung der Fattoria. Unter Stössels Regie wurde die Qualität unter anderem durch Ertragsreduktion und weitere Investitionen stetig verbessert und es entstanden tolle Weine (vor allem in den Jahren 1997 und 1999). Der 1999er war dann auch der letzte Jahrgang unter der Regie von Stössels Team, das anschließend komplett die Fattoria Valtellina verlies und heute die Tenuta Villa Trasqua leitet. Wie es mit der Fattoria Valtellina weitergeht ist offen. Die 1999er Weine sind die letzten, die ich über meine Händler bekommen konnte. Die Jahrgänge nach dem Abgang von Stössels Team sollen schlechter ausgefallen sein und auch die früher informativen Internetseiten des Weinguts sind seit längerem nur noch „in Bearbeitung“. Dr. Christoph Schneider ist heute Manager im Burda-Konzern und wird daher sicher auch nicht die Zeit haben „sein“ Weingut selbst wieder in die richtige Spur zu führen.

In den Jahrgänge 1990-1999 war die Fattoria Valtellina mein Lieblingsweingut in der Toskana. Die Weine sind sehr langlebig, daher kann ich allen, die heute noch gut gelagerte Weine von dort aus dieser Zeit finden, nur zuraten.

Fattoria Valtellina Chianti Classico Riserva DOCG 1997
Der Wein präsentiert sich in einem idealen Reifestadium, noch in erstaunlich kräftiger dunkel rubinroten Farbe, mit Noten von dunklen Früchten, vor allem Sauerkirschen, Lakritz, Leder, edlen Hölzer, dazu reife Tannine, eine stabilen Säure und einem lang anhaltenden Abgang. 92P