Wein im Schloss 2010

In Mitten der Großbaustelle mit den Vorbereitungen für die Bundesgartenschau im nächsten Jahr präsentierten im Kurfürstlichen Schloss zu Koblenz auch in diesem Jahr wieder über hundert Rheinland-Pfälzische Weinguter sowie neun Weingüter aus der Gastregion Burgenland ihre aktuellen Weine. Darunter auch das Ruster Weingut Feiler-Artinger, in dessen Gutsgebäude die ARD-Serie Winzerkönig gedreht wurde und das sich in den letzten Jahren an die absolute Spitze am Neusiedler Sees vorgearbeitet hat. Leider hatte Seniorchef Hans Feiler nicht alles dabei, was sein Sohn Kurt in der letzten Zeit an großartigen Süßweinen (v.a. Ruster Ausbruch Essenz) erzeugt hat.

Anders am Stand von Willi Opitz, der mir hier seine Visitenkarte entgegenstreckt. Neben den im offiziellen Programm verzeichneten Weinen hatte er eine ganze Reihe seiner mit Preisen überhäuften Trockenbeerenauslesen dabei, die er an Interessierte gleich mit passenden Käsen, Früchten, Schokoladen oder anderen Süßspeisen verteilte. Der sympathische Weinverrückte hat seinen Weinstand kurzerhand in eine Showküche für kleine Köstlichkeiten verwandelt und auch seine Weine präsentierten sich wunderbar.

Wein im Schloss - Willi Opitz

Bei den deutschen Weingütern wussten vor allem die üblichen Verdächtigen zu begeistern: Das Winninger Weingut Reinhard und Beate Knebel hat in den letzten Jahren aus der Lage Winninger Röttgen mehrfach eine der besten Riesling Spätlesen Deutschlands sowie weitere großartige Süßweine erzeugt und schließt daran auch in diesem Jahr nahtlos an.

Auch im Bopparder Hamm sind wieder sehr schöne Weine entstanden. An der Spitze wie in den Vorjahren das Weingut Weingart mit einer von vorne bis hinten makellosen Kollektion, gefolgt vom Weingut Matthias Müller, dessen Bopparder Hamm Ohlenberg Riesling Spätlese „Edition MM“ mir besonders gut gefallen hat (Matthias Müller adelt in jedem Jahr die ein-zwei Weine, die ihm am besten gefallen, mit seiner betriebsinternen Auszeichnung „Edition MM“ und in den letzten Jahren, war auf darauf absolut Verlass) und dem auf der dem Bopparder Hamm gegenüber liegenden Rheinseite gelegenen Weingut Didinger. Die Mittelrhein-Weine haben schon traditionell ein sehr gutes Preis-Leistungsverhältnis aber das Weingut Didinger ist in dieser Disziplin zumindest bei seinen besten Weinen kaum noch zu übertreffen.

Das Weingut Tesch hat in den letzten Monaten mit einigen spektakulären Veranstaltungen auf sich aufmerksam gemacht. Mit dem Riesling Unplugged ist mit erstaunlichem Erfolg ein Einstieg in die Zielgruppe der Rockfestival-Besucher erreicht worden. Der Unplugged ist für 8 Euro natürlich nicht so spektakulär, wie einige der Tesch-Events, aber doch gute Qualität fürs faires Geld. Richtig spannend wird es den Lagenrieslingen, für die nur 2-4 Euro mehr anfallen, was zumindest beim St. Remigiusberg für 12 Euro ein echtes Schnäppchen für Freunde guter und richtig trockener Rieslinge ist.

Eine Neuentdeckung für mich war das Weingut Stephan Fischer in Zell an der Mosel. Die in Koblenz gezeigten spontan vergorenen 2009er Rieslinge Spätlese (73 g RZ, 8,1 g Säure, 9 % Vo.l, 7 Euro) und Auslese (106 g RZ, 7,9 g Säure, 7,5 % Vol., 9 Euro) aus dem Zeller Nußberg zeigten tolle Hefe- und Fruchtaromen und sollten sich in den nächsten Jahren wunderbar entwickeln.

Wenn es für eine Party oder im Hochsommer einmal kein Riesling sein soll, ist diese erfrischend fruchtige Morio Muskat Spätlese 2009 aus dem Rhodter Klosterpfad vom Weingut Gries in der Südpfalz für kleine 4,20 Euro vielleicht mal eine gelungene Abwechslung

Neben der Möglichkeit, sich durch das Angebot der vielen Weingüter zu probieren, gab es auch in diesem Jahr wieder ein kleines  Seminarangebot der Deutschen Wein- und Sommelierschule. In einem Seminar zeigte Peter Gebler (unter anderem einer der beiden einzigen deutschen Cape Wine Master aber auch anerkannter Experte Österreichischen Weins) die Unterschiede im Stil zwischen dem Österreichischen Blaufränkisch und dem Württembergischen Lemberger – der selben Rebsorte, die aber durch unterschiedliche Ausbauvarianten in den beiden Regionen und anderes Terroir zu ganz verschiedenen Weinstilen führt. Den besten Blaufränkisch der letzten Zeit hatte ich gerade am Vorabend in Dirk Würtz Köigsmühle probiert. Der Österreichische Weinjournalist Helmut Knall (Knalli) ist selbst unter die Winzer gegangen und hatte uns seinem KNALLROT mitgebracht, bei dem er ganze Arbeit geleistet hat. Mit rund 32 Euro ist dieser Wein sicher nicht gerade billig, aber für diesen Preis gibt es dann auch richtig gute Qualität im Glas.

In einem zweiten Seminar dozierte Deutschlands wohl bekanntester Sensorikexperte Martin Darting  zum Thema Gläsersensorik. Grob gesagt: Wie wirkt sich die Größe und Form eines Glases auf die Geruchs- und Geschmackswahrnehmung eines Weines aus – also welches Glas passt zu welchem Wein?

Auch wenn ich mich mit dem Thema Glasauswahl schon mehrfach beschäftigt habe ist es doch immer wieder interessant wie extrem unterschiedlich sich der selbe Wein in unterschiedlichen Gläsern präsentiert. Martin Darting zeigt dabei anschaulich auf, dass nicht nur Größe und Form eines Glases starken Einfluss haben, sondern das schon ein stark abweichendes Füllniveau des selben Glases einen gut wahrnehmbaren Unterschied machen kann. Die Reise ging dabei von Fränkischem Silvaner über Pfälzer Gewürztraminer bis zu Chilenischem Cabernet.

4 Pings

  1. […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Ralf Kaiser erwähnt. Ralf Kaiser sagte: Wein im Schloss 2010 – Ein kleine Zusammenfassung – http://www.weinkaiser.de/?p=1635 […]

  2. […] Wein im Schloss 2010 […]

  3. […] wenn ich meinen Eintrittskarten der letzten Jahre glauben darf, wo z.B. 2009 als die 13. und 2010 als 14. beschrieben werden). Wollen wir hoffen, dass dies der einzige Irrtum […]

  4. […] wenn ich meinen Eintrittskarten der letzten Jahre glauben darf, wo z.B. 2009 als die 13. und 2010 als 14. beschrieben werden). Wollen wir hoffen, dass dies der einzige Irrtum […]

Schreibe einen Kommentar zu WEINKAISER » Wein vom Haken - 2008er Rieslinge aus dem Bopparder Hamm Antworten abbrechen

Deine Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.