Verkostung: Mittelrhein – klein aber fein

Das Rahmenprogramm des VDP auf der ProWein 2009 bestand in diesem Jahr aus zehn Veranstaltungen unter dem Titel „WeinWortWechsel„. Ich besuchte die von den beiden Nachwuchssommeliers Nicole Klebahn und Sonja Schollenberger kommentierte Verkostung „WeinWortWechsel: Mittelrhein – klein aber fein!

Verkostung VDP Mittelrhein auf der Prowein 2009

Nicole Klebahn (links) und Sonja Schollenberger, Nachwuchssommeliers der
Sommelier-Union Deutschland

Das ganze hatte einen gewissen Workshop-Charakter: Zehn Weine von fünf Weingütern wurden verkostet und besprochen (je immer ein 2007er und der gleiche Wein von vor 10-12 Jahren). Daneben wurden Zusammenfassungen der Interviews vorgetragen, die die beiden kompetenten Moderatorinnen mit den fünf Winzern geführt hatten und es gab einiges zu sehen: Lagenkarten, Fotos der Weinberge, mitgebrachte Gesteinsproben sowie Bücher mit interessanten Artikeln über die Region und die fünf zur Verkostung anstehenden Weingüter wurden herumgereicht. Durchaus interessant, andererseits ohne Tisch und mit zwei Gläsern in der Hand nicht ganz einfach zu handhaben. Da zusätzlich noch die Reihenfolge der gedruckten Verkostungsliste nicht mit der Reihenfolge der gereichten Weine übereinstimmte, was erst nach einigen Minuten auffiel, stellte diese Veranstaltung schon einen gewissen Anspruch an Aufmerksamkeitsvermögen und Multitasking-Fähigkeiten der Teilnehmer.

Spätestens als bei einem der Weine die Diskussion aufkam, nach welcher Apfelsorte er jetzt genau schmecke (Gala oder Gravensteiner), fühlten sich einige meiner Platznachbarn (die wie ich offensichtlich noch kein Studium in Geisenheim und auch keinen Mastersommelierkurs absolviert haben) vollends überfordert. Ich konnte zwar am Ball bleiben, eigene Verkostungsnotizen waren mir dabei aber nicht möglich.

Festzuhalten bleibt am Ende einer interessanten Veranstaltung, dass sich die 10-12 Jahre alten Weine, auch trotz teilweise leichter Firnenoten, in einem tadellosen Zustand präsentierten. Das hatte dem Mittelrhein sicher nicht jeder zugetraut.

Ein schönes Zitat aus den Winzerinterviews sollte noch erwähnt werden. Winzer Friedrich Bastian vom Weingut Bastian auf die Frage, was für ihn den Beruf des Winzers ausmache:

„Winzer ist einer der letzten Berufe, in dem ein selbst erzeugtes Grundprodukt, das unter nicht wiederholbaren Voraussetzungen erzeugt wird, aus der gleichen Hand eine individuelle Veredelung bis zur Genussreife erfährt und diese mitunter Jahrzehnte bewahrt.“

Terroir zum mitnehmen: Unterschiedliche Schieferarten im oberen Mittelrheintal. Diese beiden Lagen liegen nur wenige Kilometer auseinander (Steeg ist ein Ortsteil von Bacharach).

Die verkosteten Weine in der gereichten Reihenfolge:

Weingut Lanius Knab
Engehöller Bernstein Riesling Spätlese trocken 1999
Bernstein Riesling Großes Gewächs 2007

Weingut Toni Jost
Bacheracher Hahn Riesling Spätlese trocken 1997
Bacheracher Hahn Riesling Spätlese trocken 2007

Weingut Matthias Müller
Bopparder Hamm Riesling Spätlese halbtrocken 1998
Bopparder Hamm Riesling Spätlese halbtrocken 2007

Weingut Ratzenberger
Bacharacher Wolfshöhle Riesling Spätlese 1999
Bacharacher Wolfshöhle Riesling Spätlese 2007

Weingut Bastian
Bacharacher Insel Heyles’en Werth Riesling Spätlese 1997
Bacharacher Insel Heyles’en Werth Riesling Spätlese 2007

Insel Bacharacher Werth (Heyles’en Werth)

Die wenige hundert Meter rheinabwärts von Bacharach mitten im Rhein gelegene und unter Naturschutz stehende Insel Bacharacher Werth (Heyles’en Werth) ist ca. 800 Meter lang und bis zu 150 Meter breit. Seit 1797 ist sie im Besitz der Winzerfamilie Bastian, die Heyles’en Werth als ihre Monopollage bewirtschaftet und dafür eigens eine kleine Fähre angeschafft hat. Es ist eine von nur drei Inseln in Deutschland, auf denen Weinbau betrieben wird. Die 1997er Riesling Spätlese von dort präsentierte sich toll gereift, mit einem für Riesling erstaunlich deutlichem Pflaumenaroma.

3 Kommentare

1 Ping

  1. Hallo Weinkaiser,
    wäre auch gerne zu der Veranstaltung gekommen, bin nämlich bekennender Mittelrhein-Fan. Der erste Wein meines Lebens war ein Weingart, der zweite ein Müller. Meine Großtante ist die Nachbarin der Weingarts. Habe immer ein paar Flaschen im Keller und kann die Alterungsfähigkeit der Weine nur bestätigen.

    Gruß Christian Hörtrich
    Augsburger Weinblog (weinblog.info)

  2. Finde es gut, was für tolle Weine man auf so einer Veranstaltung kosten kann, denn wo bekommt man sonst die Chance sich einen Einblick über die Weine zu verschaffen.

  3. So schade, dass ich nicht kommen konnte.. Es war bestimmt sehr interessant. Das nächste mal also..

    Gruß
    Florian

  1. […] Weinkaiser sind Artikel zu einer Champagner-Lagen-Verkostung mit Sascha Speicher, einer Mittelrhein-Weinverkostung, dem Flying Buffet von Harald Wohlfahrt am Stand der Badener Weinerzeuger und zu Riesling – Ten […]

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