Österreichs Weinszene diskutiert neue Falstaff Top 100 Liste

Vor vier Tagen wurde die alljährliche Falstaff Top 100 Liste der besten österreichischen Weine sowie die Top 10 (im Web) und Top 25 (im Heft) der besten Weingüter des Landes veröffentlicht. Wie in jedem Jahr finden sich hier die gleichen Namen der etablierten Betriebe und auch bei den Punkten verändert sich trotz teils massiver Jahrgangschwankungen wenig. Lange wurde das ohne viel Murren hingenommen, nun regt sich Widerstand. Der bekannte Salzburger Weinhändler Erich Wagner trat mit diesem Statement auf der Facebookseite seines Shops die Diskussion los:

“Es ist Zeit für ein paar klare Worte zu einem ganz aktuellen Weinthema: Keine Ahnung ob man es noch mit Spannung erwarten musste, aber es ist da: Das neue Falstaffranking mit den – für die Redaktion des Magazins – besten Weinen Österreichs. Eingangs möchten wir all den prämierten Spitzenwinzern gratulieren.

Jedoch erlauben wir uns zu hinterfragen, wie Jahr für Jahr, immer die gleichen Weinbauern mit den selben Weinen eine mehr oder weniger idente Bewertung erreichen. Wieso spiegeln die Punkte nie die Jahrgangsunterschiede wieder und wie kann es sein, dass immer die gleiche Region in den Jahrgangsrankings um mehr als eine Nasenlänge voraus ist?

Auch im Bordelaise gibt es Jahre die mehr den Weinen aus Pomerol oder Saint Emilion schmeicheln, und Jahre die dem Medoc besser zu Gesicht stehen. Auch ein Hermitage von Jean Louis Chave hat nicht jedes Jahr das Zeug zum 100-Punkte-Wein und das ist gut so!

Wir finden das komisch und vermissen auf unserer Suche nach Objektivität vielleicht sogar mehr Winzer, die hohe Punkte verdienen würden, als wir darin finden und haben den Eindruck damit nicht alleine zu sein.

So zumindest unsere Meinung. Wenn Ihr das auch so seht seid ihr herzlich eingeladen dieses Statement zu teilen und natürlich mit uns darüber zu diskutieren.”


Irgendwie erinnert mich das Ganze an den Beginn der Diskussion rund um den GaultMillau WeinGuide Deutschland im Sommer 2010. Die personellen Fragen dabei einmal außen vor gelassen, gab es bei der langjährigen Bestenliste in der darauffolgenden Ausgabe 2011 eine wahre Revolution. Diverse Betriebe, die ihre Glanzzeit schon länger hinter sich hatten, aber auf Grund ihrer früheren Erfolge und des damit erworbenen Großen Namens immer noch weit oben in der Liste standen, waren in der überarbeiteten Bestenliste nicht mehr zu finden. Ich bin mir sicher, viele Falstaff-Leser wünschen sich einen ähnlichen Schnitt in der Falstaff-Liste. FX zum Beispiel, war sicher einmal verdient auf Platz 1, ist auch nach wie vor ein Topbetrieb, ganz an der Spitze sind sie aber in den letzten Jahren von anderen Betrieben überholt worden. So etwas muss sich in einer Bestenliste widerspiegeln, sonst ist sie wertlos.

Die Links zur Diskussion:

Falstaff Top 100 Österreichs im Sommer 2012 (als pdf)

Falstaff Top 10 Weine Österreichs im Sommer 2012 Falstaff

Fotoserie der Top 10 Weingüter Österreichs 2012

Österreichs Weingiganten (Begleitartikel zu den aktuellen Falstaff-Ranglisten)

Diskussion auf der Facebookseite von Wagners Weinshop

Diskussion auf der Facebookseite des Falstaff

2 Kommentare

  1. Als Autor der Story möchte ich folgenden Irrtum aufklären: es gibt keine alljährliche Liste, die vorliegende Top 100 Liste wurde erstmalig erstellt und bezieht sich auf die Summe der Ergebnisse der letzten 10 (!) Jahre. Gelistet sind die 100 besten Weingüter und nicht spezielle Weine.

    Dass sich im Laufe der letzten Jahre zahlreiche neue Betriebe ins Rampenlicht gespielt haben, ist evident, wird aber erst mit einer gewissen Kontinuität zum Tragen kommen. Für den Fall, dass die Liste in einigen Jahren wieder einmal erstellt werden sollte.

    mit besten Grüssen, Peter Moser

  2. Danke für die Klarstellung. Ich meinte, schon häufiger eine solche Liste gesehen zu haben und offenbar ging es den diversen Anderen ähnlich, die bei Facebook diskutiert haben.

    Beste Grüße aus dem Rheinland und bis nächsten Monat in Wiesbaden
    Ralf Kaiser

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