Juryverkostung zum 12. Riesling-Spätlesereiter-Pokal

Vom 18. bis 20 November 2011 wird im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses der zwölfte Riesling-Spätlesereiter-Pokal verliehen. Dieser wichtigste deutsche Spätlesepreis geht auf eine Geschichte aus dem 18. Jahrhundert zurück, als es noch üblich war, dass kirchliche Weinbaubetriebe die bischöfliche Leseerlaubnis einholen mussten, bevor sie loslegen durften. Schloss Johannisberg war noch ein Kloster, also brauchten Klosterbrüder die Leseerlaubnis vom Fürstbischof in Fulda. Damit der sich ein eigenes Bild machen konnte, brachte ein Reiterkurier einige Riesling-Trauben (schon damals wurde hier nur diese eine Rebsorte angebaut) vom Johannisberg ins 150 Kilometer entfernte Fulda und die Leseerlaubnis zurück in den Rheingau. Im Jahr 1775 verspätete sich der Reiter allerdings um mehrere Wochen und die Trauben waren bei seiner Ankunft inzwischen von Edelfäule überzogen. Nach der Legende wurde so die Spätlese geboren. Das gelesene Traubenmaterial dürfte nach heutigen Maßstäben im Bereich von konzentrierten Auslesen und Beerenauslesen gelegen haben und man weiß heute auch, dass bereits deutlich früher Weine aus edelfaulen Trauben gekeltert wurden.

Die Juryverkostung für diesen in den drei Kategorien trocken, halbtrocken/feinherb und fruchtig vergebenen Preis wurde am letzten Augustwochenende im Kaisersaal des Stadtschlosses Fulda ausgetragen.


Die Jury des 12. Riesling-Spätlesereiter-Pokals
Rudolf Knoll, Weinautor und Leiter der Jury
Cormac Clancy, mehrfacher deutscher Meister im weindegustieren
Gisela Pöhler, Weinhändlerin
Katja Schweder, Weinhändlerin und Deutsche Weinkönigin 2006/07
Nicole Roth, Winzerin und Dipl.-Ing. Oenologin
Ralf Kaiser, Weinblogger
Rouven Fritzenschaft, Weinhändler
Stefan Doktor, Vertriebsleiter Schloss Johannisberg und Spitzensommelier
Ute Bader, Dipl. Oenologin beim Baden-Württembergischen Genossenschaftsverband
Wolfgang Behrens, Weinhändler

Gemeinsam mit der Jury auf dem Foto ganz oben: Wolfgang Wehner, Initiator und Organisator des Wettbewerbs
Sowie das von Gerhard Raab geführte Serviceteam der Juryverkostung mit Angelika Raab, Birgit Mehler, Thorsten Mehler und Alexander Mehler.

Am Start waren diesmal 188 Riesling Spätlesen aus dem Jahrgang 2010 von 102 Weingütern, die in den drei Süße-Kategorien getrennt verkostet wurden. In einem ersten Durchgang wurden dabei in drei Dreiergruppen die Finalteilnehmer ermittelt (es wurde im 20-Punkte-System gewertet und alle Weine die im Durchschnitt 15 Punkte oder mehr erreichten zogen ins Finale ein). Im Finale verkostete dann die komplette zehnköpfige Jury gemeinsam. Die gesamte Veranstaltung wurde als Blindverkostung durchgeführt.

Bei den trockenen Riesling Spätlesen gab es in diesem Jahr mit 82 Weinen deutlich weniger angestellte Weine als im Vorjahr, was einerseits auf den in manchen Regionen für trockene Weine schwierigen Jahrgang zurückzuführen ist, aber auch damit zu tun hat, dass immer mehr Weingüter auf Prädikate bei trockenen Weinen verzichten und stattdessen weingutsinterne Klassifikationen wie „R“, „S“, „alte Reben“ oder Sterne und Goldkapseln verwenden. Überraschungssieger wurde hier Schloss Neuweier aus Baden mit zwei Rieslingen, die wunderbare Spontinoten zeigten.

Die drei erstplatzierten trockenen Riesling Spätlesen:
Schloß Neuweierer Mauerberg Riesling Spätlese trocken 2010
Schloß Neuweierer Schlossberg Riesling Spätlese trocken 2010
Philipps Eckstein Graacher Domprobst Alte Reben Riesling Spätlese trocken 2010

Die gesamten Finalisten bei den trockenen Riesling Spätlesen.

Dank der hervorragenden Arbeit des Serviceteams ging es gleich weiter mit verdeckten Verkostung der nächsten Kategorie.

Bei den feinherben und halbtrockenen Rieslingen setzten sich die klassischen Riesling-Regionen durch. Von 35 Weinen in der Vorrunde schafften es elf ins Finale, je fünf Weine von Mosel und Rheingau, dazu ein Pfälzer.

Da sich die Plätzen eins und zwei jeweils zwei punktgleiche Weine teilten, gab es insgesamt fünf Weine auf dem Treppchen.
1. Dr. Siemens Riesling Spätlese feinherb 2010
1. Staffelter Hof Kröver Letterlay Riesling Spätlese feinherb 2010
2. Eugen Müller Forster Pechstein Riesling Spätlese feinherb 2010
2. von Hövel Scharzhofberger Riesling Spätlese feinherb 2010
3. August Eser Oestricher Doosberg Riesling Spätlese feinherb 2010

Die gesamten Finalisten bei den halbtrockenen/feinherben Riesling Spätlesen.

Ein letztes Umräumen nach dem Finale der halbtrockenen und feinherben Spätlesen, dann stand das Finale der Königsklasse des Deutschen Weinbaus an. Die klassisch fruchtige Riesling Spätlese und der säurebetonte Jahrgang 2010 war wie geschaffen für diese Weinart.

Kein Jurymitglied konnte sich daran erinnern, je ein so hochklassiges Finale in Fulda erlebt zu haben und einige sind seit der ersten Austragung vor 12 Jahren mit dabei. Von 71 angestellten Weinen schafften 20 die 15-Punkte-Hürde ins Finale.

Von links die drei erstplatzierten Riesling Spätlesen, rechts daneben die beiden von mir selbst im Finale höchstbewerteten Weine. Für alle fünf gilt: Weltklassequalität zum Schnäppchenpreis. Der Siegerwein kostet zum Beispiel gerade einmal 10,50 Euro ab Weingut.
1. W.J. Schäfer Hochheimer Domdechaney Riesling Spätlese 2010
2. Karl Erbes Ürziger Würzgarten Riesling Spätlese 2010
3. Philipps Eckstein Graacher Domprobst Alte Reben Riesling Spätlese 2010
Emrich-Schönleber Monzinger Halenberg Riesling Spätlese 2010
Becker-Steinhauer Brauneberger Juffer Riesling Spätlese 2010

Die weiteren Finalisten bei den klassisch fruchtigen Riesling Spätlesen.

Die weiteren Finalisten bei den klassisch fruchtigen Riesling Spätlesen.

Die weiteren Finalisten bei den klassisch fruchtigen Riesling Spätlesen.

Nach der Verkostung ging es noch zu einem fürstlichen Menü im Fuldaer Romantikhotel Goldener Karpfen, zu dem auch der Juryvorsitzende Rudolf Knoll einige spannende Weine (z.B. Schwarzriesling und Silvaner jeweils aus der Magnum) beisteuerte.

Die Preisverleihung und Übergabe der Spätlesereiterpokale findet im Rahmen der Spätlesetage Fulda vom 18. bis 20 November 2011 im Fürstensaal des Fuldaer Stadtschlosses statt.

Die gesamte Fotosammlung zu den beiden Verkostungstagen in Fulda finden sich auf dieser Seite des öffentlichen Facebookproflis von Weinkaiser.de

2 Kommentare

  1. Hallo Ralf,

    bei der fruchtsüßen Spätlese von Karl Erbes handelt es sich um die aus der „Kranklay“. Diese Angabe fehlt in der Auflistung.

    Beste Grüße
    Werner

  2. Hi Ralf,
    für einige der „kleineren“ und „unbekannteren“ Weingüter freuen mich die Ergebnisse. So z.B. für das Weingut Karl Erbes oder die auch Karlsmühle, von denen ich auch ein Nies´chen sehr positiv in Erinnerung habe.

    Hier übrigens auch einige andere Rieslinge von Erbes und aus dem Würzgarten (Verkostung mit dem Werner):
    http://weinverkostungen.de/lagenverkostung-uerziger-wuerzgarten/

    Viele Grüße
    Thomas

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