GaultMillau WeinGuide Bernhard Breuer Trophy 2009

Verkostungsrunde der Bernhard Breuer Trophy

Im nun achten Jahr vergibt der GaultMillau WeinGuide die Bernhard Breuer Trophy für den sich aktuell am präsentierenden trocken deutschen Riesling aus dem Jahrgang vor zehn Jahren. Die Idee stammt vom Bocholter Sammler Hans Onstein, der sich wunderte, warum bei großen Vergleichsverkostungen weißer Spitzenweine nie auch reife deutsche Rieslinge als Vergleich herangezogen wurden. Verkostungen, wie die beiden Mitte der 90er Jahre von Jan-Erik Paulson in Wien und London mit viel internationaler Beachtung durchgeführten Vergleichsverkostungen, bei der reife Grüne Veltliner den reifen Chardonnays aus aller Welt (nur mal ein paar Namen: Ramonet, Latour, Thénard, Jadot, Gaja, Gantenbein, Penfolds, Mondavi) keine Chance gelassen haben, sollten auch mit deutschem Riesling auf Augenhöhe möglich sein. Um dies zu erreichen kaufte er seit der ersten Ausgabe des WeinGuide 1994 (der über den Jahrgang 1992 berichtet) 60 der besten trockenen deutschen Rieslinge eines jeden Jahrgangs (darunter die „Top Ten des WeinGuide“, viele große Namen aus großen Lagen und was ihm sonst aus dem jeweiligen Jahrgang mit vielversprechendem Lagerpotential begegnete) und lagerte sie ein. Zehn Jahre nach seinem ersten Kauf trat er dann an die Chefredaktion des WeinGuide heran und fragte an, ob Interesse an einer „Ten Years After“ Verkostung der trockenen Spitzenrieslinge bestehe. Im übrigen habe er bereits alle dazu notwendigen Weine und würde sie kostenlos zu Verfügung stellen. Kein wirkliches Wunder, dass Armin Diel und Joel Payne schnell überzeugt waren. Für die nächsten Jahre ist diese Probe auch bereits gesichert: Hans Onstein hat bis einschließlich Jahrgang 2007 schon alle für die Nachverkostung notwendigen Weine eingelagert. Im WeinGuide werden nun regelmäßig die zehn besten der Nachverkostung mit aktueller Bewertung veröffentlicht und der Erstplatzierte erhält die nach dem 2004 verstorbenen Rüdesheimer Winzer und Verfechter trockener Spitzenrieslinge (u.a. Initiator des Ersten Gewächses) benannte Bernhard Breuer Trophy.

Aktuell ging es also um den 1999 Jahrgang. Die zehn erstplatzierten des WeinGuide 2001 waren dabei für die Teilnahme an der Verkostung gesetzt, unter den anderen 50 eingelagerten Weinen hat Hans Onstein allein eine Vorauswahl getroffen und die 20 chancenlosesten Weine aussortiert, so dass es am Freitag Nachmittag in der Kölner Galerie von Fischers Weingenuss und Tafelfreunden 40 trockene Rieslinge aus 1999 zu verkosten galt.

Verkostung zur Bernhard Breuer Trophy mit Christina Fischer, Clemens Hahn, Christoph Dirksen und Joel B. Payne

Die Jury bestand aus:
Joel B. Payne, Chefredakteur des GaultMillau WeinGuide
Christina Fischer, Sommelière, Fischers Weingenuss und Tafelfreunden, Köln
Christoph Dirksen, Sommelier, Mitarbeiter des GaultMillau WeinGuide
Hans Onstein, Sammler, Bocholt

Mit verkost haben der für den GaultMillau WeinGuide zuständige Programmleiter des Münchener Christian-Verlags Clemens Hahn, eine Handvoll Fachjournalisten sowie zwei Weinblogger (Werner Elflein und Weinkaiser in Vertretung für den verhinderten Dirk Würtz).

Wer die Gewinner in diesem Jahr sind, darf hier noch nicht verraten werden. Das kann man dann ab 17. November im WeinGuide 2010 nachlesen (dann werden auch meine Verkostungsnotizen hier veröffentlicht).

Aber eines ist klar: Die Korkindustrie gehört nicht zu den Gewinnern! Der Jahrgang 1999 wird als Jahr der Korkschmecker in die Analen der Bernhard-Breuer-Trophy eingehen. Von 40 geöffneten Flaschen (ein Wein fehlte, dafür wurde von einem anderen eine zweite Flasche aus Christina Fischers Keller geöffnet) hatten acht eindeutig einen Korkschmecker und zwei weitere nach Meinung vieler aber nicht aller Beteiligten einen schleichenden Korkfehler. Also je nach Lesart zwischen 20% und 25% der besten trockenen 1999er Rieslinge chancenlos durch Korkschaden. Wenn das nicht mal ein eindeutiges Plädoyer für alternative Verschlusssysteme ist!

Allerdings haben auch die nicht beeinträchtigten Weine nicht alle Begeisterungsstürme hervorgerufen: Joel B. Payne beschrieb es in seinen einleitenden Worten als Resümee der Vorjahre so:

Deutschland hat sich wahnsinnig entwickelt in den sieben Jahren, seit wir diese Verkostungen machen. Aber immer noch wurde in den letzten Jahren festgestellt, dass ein Großteil den Höhepunkt weit überschritten hat und kaum einer sich zu seinem Vorteil entwickelt hat. Bei der 1998er Verkostung im letzten Jahr war ein Großteil der Soldaten schon gefallen.

Sein letztjähriges Fazit, am besten trinke man die trockenen Spitzenrieslinge zwischen dem dritten und siebten Jahr, konnte leider auf den 1999er Jahrgang eins zu eins übernommen werden. Im nächsten Jahr ist mit dem schwierigen Jahrgang 2000 wohl auch keine große Verbesserung zu erwarten aber in den Jahrgängen ab 2001 rechnen Joel B. Payne und Kollegen mit einem deutlichen Anstieg des Lagerpotentials.

Bei einem anschließenden Abendessen im Innenhof des Restaurants von Christina Fischers kamen noch einmal einige der Turbulenzen um den WeinGuide in den letzten Wochen zu Sprache. Der nun alleinige Chefredakteur Joel B. Payne will am WeinGuide nur wenig ändern, einige Wünsche der Winzer (wie detailierte Beschreibungen von mehr als einem Wein pro Weingut) sind für die nächsten Jahre noch in der Diskussion. Zumindest ein Winzerwunsch wird ab sofort erfüllt werden: Eine Liste der besten oder empfehlenswertesten Silvaner des Jahres wird ab sofort im Franken-Abschnitt zu finden sein.

Gegen den regelmäßig erhobenen Vorwurf, der WeinGuide würde die zartfruchtigen (Herr Payne mag das Wort süß nicht) Spätlesen und Kabinette bevorzugen, wehrt sich Joel B. Payne: In den letzten Jahren hätten die besten trockenen Spätlesen und großen/ersten Gewächse meist zwischen 92 und 95 Punkte erhalten. Im aktuellen WeinGuide 2009 erhielten die zehn besten trockenen Riesling sogar 93 bis 96 Punkte, daneben die besten trocken Weißen Burgunder zwischen 92-93 Punkte und Rotweinen von 93-95 Punkte). Übertroffen wurden sie im restsüßen Spätlese-/Auslesebereich meist nur von den extrem raren und sündhaft teuren Versteigerungsweinen. Und das, obwohl immer wieder (wie gerade heute) festgestellt wurde, dass die meisten trockenen Rieslinge in Punkto Lagerpotential an die fruchtigen nicht heranreichen.

4 Kommentare

2 Pings

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  1. Ich bin gespannt auf den November und die Verkostungsergebnisse. Das macht Lust auf einen Riesling Day.

  2. Ich hoffe du hattest bei der Verkostung so viel Spass wie ich beim Lesen!

    Schade nur mit den Korkschmecker. So etwas ist und bleibt einfach ärgerlich ohne Ende…

  3. Die 2001er sind noch echte Jungspunte! Definitiv ein Anstieg des Lagerpotentials…….

  4. Bei zehn Jahre alten Weinen kann es keine „schleichenden Korkschmecker“ geben. Die haben entweder Kork oder nicht. Es müsste sich also um andere Fehler gehandelt haben.

  1. […] zweite Bericht stammt von Ralf Kaiser der als Ersatz für Dirk Würtz einsprang und in seinem Bericht etwas ausführlicher darüber […]

  2. […] verkosten Armin Diel, Joel Payne und Hans Onstein jährlich um die 50 zehnjährige Rieslinge (der Weinkaiser war in diesem Jahr bei der großen Verkostung in Köln dabei, hier gehts zum Artikel), heute präsentierten sie im Rahmen des Vinum-Veranstaltungsprogramms der ProWein je einen aus […]

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